Bevor die Partie des VfL Osnabrück gegen den SC Verl am Mittwochabend angepfiffen wurde, hat sich der VfL in Person von Präsident Holger Elixmann zusammen mit Fanvertretern klar zur in Kürze stattfindenden Weltmeisterschaft in Katar positioniert.
Der VfL-Präsident verlas im Beisein seiner Präsidiumskollegen Christoph Determann und Michael Wernemann, VfL-Geschäfstführer Dr. Michael Welling, Violet Crew-Vertreter Roman Grummert sowie Fanabteilungsvertreter Thomas Kessen eine Erklärung.
Kurz danach liefen die Mannschaften auf den Rasen, wobei die VfL-Spieler ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „MENSCHENRECHTE. Für alle. Immer & Überall.“ trugen.
Die gesamte Rede im Wortlaut:
In weniger als zwei Wochen beginnt die WM in Katar. In diesen Wochen finden in vielen Stadien in ganz Deutschland Protestaktionen gegen das Turnier statt. Der VfL Osnabrück lehnt die WM in Katar ab und unterstützt diese Aktionen. Diese Weltmeisterschaft im Wüstenwinter ist nicht unsere WM!
Die Gründe hierfür sind zahlreich und in vielen Diskussionsrunden -öffentlich wie privat- oftmals genannt worden. Die desaströsen Arbeitsbedingungen in Katar beim Bau der Stadien, die sehr kritische Menschenrechtslage, die Ausgrenzung und Diskriminierung zahlreicher Menschen. Aber natürlich auch die Tatsachen, dass es sich hier um ein Land ohne jede Fußballtradition und ohne nennenswerte Fanbase handelt, dass eine WM im Winter aus europäischer Sicht Unfug ist, dass lediglich für ein Turnier eine umfangreiche Infrastruktur errichtet wird, die Stadien alles andere als nachhaltig sind und aus klimapolitischer Sicht auch als völlig aus der Zeit gefallen angesehen werden müssen.
Das Vergabeverfahren, das zu dem aktuellen Desaster geführt hat, wird zu Recht besonders heftig kritisiert. Ein Verfahren, dass quasi in einem Rutsch unter fragwürdigen und noch immer nicht restlos aufgeklärten Umständen die beiden kommenden Weltmeisterschaften an Rußland und Katar vergibt, zeugt von einer beispiellosen Ignoranz und Arroganz von FIFA und zahlreicher abstimmender Verbandsvertreter. Hier sind dringend Reformen erforderlich, die eine angemessene Transparenz schaffen, Korruption verhindern und eine Wiederholung derartiger Entscheidungen unwahrscheinlich machen, am besten ganz ausschließen.
Die Spieler sind hier in einer schwierigen Lage und nicht zu beneiden. Jungnationalspieler Nico Schlotterbeck drückt es gut aus: „Dass die WM nicht nach Katar gehört, wissen wir alle. Dass die WM nicht in den Winter gehört, sondern in den Sommer, wissen wir auch.“
Wir beim VfL Osnabrück sind davon überzeugt: Das ist nicht unser Fußball. Unser Fußball baut Brücken, er spaltet und diskriminiert nicht. Unser Fußball liebt die Vielfalt, den Frieden und die Freiheit. Unser Fußball lässt alle mitspielen und ist für alle da. So wie auch Menschenrechte universelle Gültigkeit besitzen, werden diese Werte des Fußballs zukünftig weltweit Anwendung finden. Dafür werden wir auch zukünftig als VfL in der Friedensstadt Osnabrück stehen, eindeutig Stellung beziehen und uns aktiv engagieren.
Fotos: osnapix