Sie waren das Überraschungsteam der Drittliga-Saison 2022/23: Mit fulminanten Auftritten, 22 Siegen bei nur acht Niederlagen und 80 Toren gelang der SV Elversberg der Durchmarsch von der Regionalliga in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Am Sonntag (Anstoß: 13:30 Uhr) kommt es an der Bremer Brücke zum Duell der Aufsteiger.
Die Freude war riesig, aber ganz ohne Sorgen blickte Elversberg nicht auf den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Nach dem Aufstieg in die 2. Liga muss das Stadion an der Kaiserlinde generalüberholt werden, um bis 2025 vollständig überdachte Zuschauerplätze und die von der DFL vorgeschriebene Kapazität von mindestens 15.000 Plätzen vorweisen zu können. Auch die Geschäftsstelle, Funktionsräume und Trainingsmöglichkeiten werden neu errichtet, erweitert oder modernisiert – und außerhalb der SVE hat der sportliche Triumph ebenfalls einige Betriebsamkeit ausgelöst. „Uns fehlt eigentlich alles“, gab Bernd Huf, Bürgermeister der Gemeinde Spiesen-Elversberg, in einem SR-Beitrag auf tagesschau.de zu Protokoll. Seine Gemeinde hat nun einmal keinen Bahnhof, nur ein Hotel und die Verkehrssituation rund um die Ursapharm-Arena ist alles andere als optimal.
Der Sprung ins Ungewisse
Da Elversberg noch nie in der 2. Liga gespielt hat, stand die Frage, wie die neue Klasse gehalten werden kann, aber natürlich im Mittelpunkt aller Überlegungen. Dass der 21-jährige, von Werder Bremen ausgeliehene Goalgetter Nick Woltemade, der zehn Tore und neun Assists zum Aufstieg beisteuerte und im Saarlandpokal weitere 8 Scorer-Punkte verbuchte, im Sommer zu seinem Stammverein zurückkehrte, wird so leicht nicht zu kompensieren sein. Allerdings konnte die SVE mit Stürmer Dominik Martinovic einen erfahrenen Ersatz und mit Torhüter Tim Boss (Magdeburg), Linksverteidiger Arne Sicker (Sandhausen), der „hängenden“ Spitze Paul Stock (Steinbach-Haiger) und Rechtsaußen Joseph Boyamba (1860 München) gleich mehrere Routiniers verpflichten. Qualität versprechen aber auch zwei von Leipzig und Stuttgart ausgeliehene Youngster, der 22-jährige Innenverteidiger Frederik Jäkel und der erst 20-jährige Mittelstürmer Wahid Faghir. Weitere Verstärkungen sind bis zur Schließung des Transferfensters explizit nicht ausgeschlossen.
„Es ist nicht selbstverständlich, über viele Jahre in einem Verein tätig zu sein“
Außerdem konnten zahlreiche Aufstiegshelden gehalten werden. Die SVE kann weiterhin auf ihre Nr.1 Nicolas Kristof, auf Mittelfeldmotor Thore Jacobsen oder auf den besten Goalgetter Luca Schnellbacher (14 Tore in der Vorsaison) bauen. Und da ist natürlich noch der seit 2018 amtierende Cheftrainer Horst Steffen, der nicht nur die eigenen Anhänger mit einfallsreichem Offensivfußball begeisterte. Der Erfolgscoach verlängerte seinen Vertrag bereits Anfang des Jahres bis 2026 und gab damals zu Protokoll: „In der heutigen Zeit ist es nicht selbstverständlich, über viele Jahre in einem Verein tätig zu sein. Aber diese Kontinuität, dieses Vertrauen zeichnet die SV Elversberg aus und sorgt für Verbundenheit. Wir haben in den vergangenen Jahren hier etwas aufgebaut, das noch weiterwachsen kann, (…).“
Taktisches
Trotz überzeugender Leistungen holten die Saarländer nur einen Punkt aus den ersten drei Partien gegen Hannover, Rostock und Kaiserslautern. Sie schossen dabei fünf, kassierten allerdings sieben Tore. Beim ersten Liga-Spiel in der Ursapharm-Arena gab es dann eine deftige 0:5-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf. Nach einem Punkt aus vier Spielen steht die SVE also genauso unter Druck wie der VfL. Dass Horst Steffen in Osnabrück auf die oft favorisierte 4-2-3-1-Variante setzt, ist möglich. Die taktische Vielseitigkeit der SVE erlaubt aber auch ein 4-4-2- oder ein System mit Dreierkette.
Lila-Weiß gegen Schwarz-Weiß
Nur das letzte Duell – am 32. Spieltag der abgelaufenen Saison – ging dank eines Treffers von Ba-Muaka Simakala an die Lila-Weißen. Die SVE hatte das Hinspiel mit 4:1 für sich entschieden. Ansonsten trafen sich beide Vereine nur in der Spielzeit 2013/14. Damals gewann Elversberg mit 1:0 in Osnabrück, an der Kaiserlinde gab es ein 2:2-Unentschieden.
Text: Thorsten Stegemann
Foto: osnapix