An klangvollen Namen herrscht in der Zweitliga-Saison 23/24 wahrlich kein Mangel, doch dieser Gegner steht auch bei den Fans der Lila-Weißen ganz besonders hoch im Kurs. Am Freitagabend (Anstoß: 18:30 Uhr) gastiert der Hamburger SV an der Bremer Brücke, die seit Wochen ausverkauft ist. Vor dem Flutlichtknaller schauen wir auf die Situation beim Aufstiegsaspiranten.
Fünf Anläufe waren vergebens, doch im sechsten Jahr nach dem historischen Abstieg im Jahr 2018 soll es für den ruhmreichen Hamburger SV endlich zurückgehen in die Beletage des deutschen Fußballs. Die Chancen stehen nicht schlecht, obwohl der gute Start noch keine Erfolgsgarantie ist. Schließlich standen die Rothosen auch in den fünf bisherigen Zweitligajahren nach einer überzeugenden Hinrunde mindestens auf dem Relegations-, zumeist aber auf einem direkten Aufstiegsplatz. Am Ende wurde das große Saisonziel trotzdem verpasst. Aktuell präsentiert sich der wie immer stark besetzte Kader allerdings deutlich entschlossener und taktisch disziplinierter als in den vorangegangenen Spielzeiten. Eine gute Voraussetzung, um diesmal auch am Ende ganz oben dabei zu sein.
Gegen die vermeintlichen Underdogs scheinen sich die Hamburger jedoch nach wie vor schwerzutun. Am vergangenen Wochenende reiste man als klarer Favorit nach Elversberg und verlor nach dem ersten wirklich schwachen Auftritt der Saison mit 1:2. Übrigens trotz einer Ballbesitzquote von 66% zu 34% …
„Mir ist Energie lieber als Euphorie“
In der Länderspielpause stellte Cheftrainer Tim Walter seinen Schützlingen ein gutes Zwischenzeugnis aus. „Wir haben unsere Qualitäten im Eins-gegen-eins gesteigert, sind defensiv insgesamt abgeklärter und vereinen offensiv unsere große Power mit der nötigen Ruhe. Insgesamt wirken wir auf mich gefestigter und gleichzeitig etwas unberechenbarer“, befand Walter. In der Vorsaison war die anfälligste Defensive der TOP 6 (45 Gegentreffer) noch der Preis für die beste Offensivabteilung der Liga (70 Tore) gewesen. Nun hat Walter die Parole „Mir ist Energie lieber als Euphorie“ ausgegeben und damit fast immer Gehör gefunden. Die Hamburger verloren bislang nur an der Kaiserlinde und trafen 14 Mal ins Schwarze, während Daniel Heuer Fernandes – neben Moritz Heyer, Ludovit Reis und Assistenztrainer Merlin Polzin einer von mehreren Ex-VfLern im Team der Rothosen – siebenmal hinter sich greifen musste.
Zwei Torgaranten
Vier von vierzehn Toren gingen auf das Konto von Stürmer Robert Glatzel, fünf weitere steuerte László Bénes bei, der zuletzt auch in der slowakischen Nationalmannschaft wieder erste Wahl war, gegen Liechtenstein von Beginn an ran durfte und das 3:0 vorbereitete. Bénes könnte eine rekordverdächtige Saison spielen und auch Glatzel hat scheinbar vor, die Top-Ergebnisse aus den Spielzeiten 2021/22 (22 Tore) und 2022/23 (19) noch einmal zu überbieten.
Taktisches
Wenig spricht dafür, dass Tim Walter von seinem überwiegend erfolgreichen 4-3-3-System abweichen wird, zumal die Viererkette derzeit ein echter Stabilisierungsfaktor ist. In der Sturmspitze kann man relativ fest mit Robert Glatzel rechnen, der von Jean-Luc Dompé und Bakery Jatta flankiert werden dürfte
Lila-Weiß gegen Blau-Schwarz
Obwohl die Favoritenrolle eindeutig verteilt war, hatte der VfL zuletzt fast immer gute Karten, wenn es gegen den HSV ging. Von den sieben Duellen, die im 21. Jahrhundert in Pokal und Liga ausgetragen wurden, gewannen die Osnabrücker sage und schreibe vier! Die Hamburger gingen nur einmal als Sieger vom Platz.
Text: Thorsten Stegemann
Foto: osnapix