Das niedersächsische Innenministerium hatte Vertreter der niedersächsischen Fußballklubs zu einem Dialogformat am heutigen Mittwoch eingeladen, in dem über problematisches Fanverhalten debattiert werden sollte. Nach der Einladung und einer internen Absprache mit Gremien wollte der VfL mit Fanvertretern die Reise nach Hannover antreten, eine Teilnahme dieser wurde vom Ministerium aber abgelehnt.

Der VfL hatte vor einigen Tagen eine Einladung ohne konkrete Ansprache der Geschäftsführer oder seiner Gremien zum Dialogformat erhalten und war gebeten worden, seine Vertreter zu benennen. Weil man beim VfL Osnabrück prinzipiell die Auffassung vertritt, miteinander statt übereinander zu sprechen, sollten neben dem kfm. Geschäftsführer Dr. Michael Welling und Präsident Holger Elixmann auch Fanvertreter mit in die niedersächsische Landeshauptstadt reisen. Dies war ein Ergebnis von Gesprächen im internen Kreis mit den Gremien und wurde vom VfL Osnabrück als zielführend erachtet. Die Möglichkeit, weitere Vertreter zu benennen, war zudem vom Ministerium explizit eingeräumt worden.

Wie einer anfangs der Woche übermittelten Agenda zu entnehmen war, sollte vor dem Hintergrund von Ausschreitungen bei den Derbys von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig in der vergangenen Zweitliga-Saison über ein Gästefanverbot debattiert werden. Der VfL wurde durch die zugesandte Agenda darauf aufmerksam gemacht, dass das Ministerium von den Klubs hier auch die Erarbeitung von Lösungsansätzen erwartet hatte.

Dr. Michael Welling dazu: „Das Vorgehen des Ministeriums ist aus unserer Perspektive in vielerlei Hinsicht irritierend. Zunächst teilen wir die Problembeschreibung nicht. Zum zweiten sollte ein Arbeitsauftrag auch explizit erteilt werden, statt implizit etwas zu erwarten oder davon auszugehen, dass wir uns in Osnabrück über die Medien informieren und daraus einen Arbeitsauftrag ableiten. Und grundsätzlich ist für uns ein Gästefanverbot ein in keiner Weise gangbarer Weg. Mit Kollektivstrafen und Pauschalisierungen zu arbeiten, erscheint uns eher als Teil des Problems und weniger als Lösungsansatz selbst.“

Präsident Holger Elixmann ergänzt: „Bereits am Rande einer Veranstaltung im Februar in Barsinghausen habe ich der Ministerin mitgeteilt, dass aus Osnabrücker Sicht keine Notwendigkeit für einen ‘Gewaltgipfel’ besteht, da wir in Osnabrück keinerlei Schwierigkeiten in dieser Hinsicht haben und sich unsere Dialogformate sehr bewährt haben. Diese hätten wir gerne gemeinsam in Hannover vorgestellt. Das geht aber, wie bei uns üblich, sinnvollerweise nur mit Fanbeteiligung. Rund um die Einladung hat es nun einige Irritationen gegeben. Bei Formaten, in denen ergebnisoffen und mit allen beteiligten Parteien gesprochen wird, treten wir zukünftig sehr gerne in den Dialog. Für die heutige Veranstaltung hingegen haben wir unsere Teilnahme konsequenterweise abgesagt.“

Neben dem kfm. Geschäftsführer sowie dem Präsidenten ist auch Alexander Stuckenberg, gewähltes Mitglied im Beirat der VfL Osnabrück GmbH und Co. KGaA, der aus der Fanabteilung kommt, irritiert über das Vorgehen der Innenministerin: „Mit der aktiven Ausladung von Fanvertreterinnen und Fanvertretern entlarvt das Innenministerium die eigene populistische Vorgehensweise. Es ist absurd, dass man nur über Fans und nicht mit Fans reden will und parallel bereits ein Gästefanverbot bei Derbys als Kollektivstrafe für unbeteiligte Klubs vorschlägt. In Osnabrück pflegen wir erfolgreich den Dialog auf Augenhöhe, reden miteinander statt (medial befeuert) übereinander. ”Auch Thomas Kessen als Mitglied der Abteilungsleitung der Fanabteilung zeigt sich verwundert über das Vorgehen im Ministerium: “Dass morgen mehr Polizistinnen und Polizisten als Fanvertreterinnen und Fanvertreter am Tisch sitzen werden, ist bezeichnend. Lieber sollte sich Frau Behrens mit tatsächlichen Problemen beschäftigen, die laut aller Statistiken nicht im Bereich der Fußballfans vorliegen. ”

Sollte das Innenministerium in Zukunft zu einem ergebnisoffenen Dialog einladen, bei dem alle Perspektiven ausgetauscht werden können, steht der VfL Osnabrück einem solchen Gespräch jederzeit offen gegenüber und wird konstruktiv mitarbeiten. Hierzu sollte dann aber nicht wieder ohne vorherige Absprache im direkten Anschluss ein Pressegespräch angesetzt sein, sondern sollten die Inhalte und der Versuch des Verstehens unterschiedlicher Sichtweisen im Fokus stehen und sollten Lösungsvorschläge zuvor auf der gemeinsamen Problemdefinition basieren.


Text: Malik Scherz
Foto: Philip Dauwe