Nächstes Heimspiel, nächster Brückenschlag: Vor der Partie gegen den SV Sandhausen erinnern wir an einen denkwürdigen Tag in der Vereinsgeschichte unserer Gäste. Am 27. August 1995 traf der SV Sandhausen, der gerade in die drittklassige Regionalliga Süd aufgestiegen war, im DFB-Pokal auf den haushohen Favoriten VfB Stuttgart. Das Spiel endete 2:2, es folgten sage und schreibe 26 Elfmeter.
5.200 Zuschauer hatten sich am Hardtwald eingefunden – gut gelaunt, aber wohl nicht allzu erwartungsvoll, denn die Gäste aus der Landeshauptstadt gehörten seinerzeit zu den Top-Teams der Bundesliga und waren mit einem entsprechenden Starensemble angereist. Neben Weltmeister Thomas Berthold standen u.a. Franko Foda und das magische Dreieck aus Krassimir Balakow, Fredi Bobic und Giovane Elber in der Startelf von Chefcoach Rolf Fringer und Co-Trainer Jogi Löw.
Zu Beginn lief Vieles nach Plan. Frank Verlaat sah zwar schon in der 8. Minute die rote Karte, doch Krassimir Balakow gelang wenig später das 1:0. Der wuchtige Ausgleich durch Matthias Bernhardt (37.) war nicht von langer Dauer, denn Fredi Bobic brachte den Favoriten kurz nach der Pause erneut in Front.
Sandhausen gab sich allerdings nicht geschlagen und kämpfte auch nach einem von Knut Hahn verschossenen Foulelfmeter (75.) verbissen um den erneuten Ausgleich. In der 87. Minute wurden die Schwarz-Weißen schließlich belohnt: Per Kopf erzielte Slaviša Staletović das 2:2 und rettete seine Mannschaft in die Verlängerung.
In der nächsten halben Stunde passierte wenig, doch dann lieferten sich die Kontrahenten ein Duell, das in die Geschichte eingehen sollte. Zehn Stuttgarter und elf Sandhäuser traten zum Elfmeterschießen an. Alle 21 Strafstöße landeten im Netz, selbst die Torhüter Marc Ziegler und Marc Reiser gaben sich keine Blöße.
Krassimir Balakow, Knut Hahn, Thomas Berthold und Dietmar Feucht waren auch im zweiten Versuch erfolgreich und schraubten das Sensationsergebnis auf 13:12.
Doch dann legte sich Hendrik Herzog den Ball zum zweiten Mal zurecht. Der Abwehrstratege, der mittlerweile 50 Jahre alt ist und als Zeugwart bei Hertha BSC arbeitet, traf nur den Pfosten und bescherte dem DFB-Pokal eine seiner großen Sensationen.
Der Pokalcoup war dennoch kein Startzeichen für eine erfolgreiche Saison. In der zweiten Runde schied Sandhausen gegen den FC Homburg aus (1:2) und am Ende der Spielzeit musste der Klub direkt wieder in die Oberliga Baden-Württemberg absteigen.
Bild: VfB-Torwart Marc Ziegler hatte im Elfmeterschießen 13 Mal das Nachsehen, erzielte aber auch selbst einen Treffer (Imago | Pressefoto Baumann)
Autor: Thorsten Stegemann