Er gehört zu den unvergessenen VfL-Legenden der 60er und frühen 70er Jahre: Am 3. März feiert Walter Wiethe, der 233 Punktspiele für die Lila-Weißen bestritt, seinen 80. Geburtstag.
vfl.de traf Walter Wiethe einen Tag nach dem packenden Auswärtsspiel der Lila-Weißen in Karlsruhe. „Das war ein ganz wichtiger Punkt“, freute sich der einstige Torjäger, der seinem Verein bis heute fest die Daumen drückt, auch wenn er an der Bremer Brücke nur noch selten anzutreffen ist. „Ich verfolge natürlich jedes Spiel – im Fernsehen, am Liveticker oder durch die Zeitung – und ich hoffe wirklich, dass der VfL diesmal länger in der 2. Liga bleibt!“
Dass der am 3. März 1940 im schlesischen Arnsdorf geborene Ausnahmefußballer überhaupt bei den Lila-Weißen vorstellig wurde, ist einem Verein in Hasbergen-Gaste zu verdanken, der Walters Frage nach den Trainingszeiten einfach nicht beantwortete. Also schwang er sich auf sein Kinderfahrrad, holte in Osnabrück die Aufnahmepapiere ab, ließ sie von der Mutter unterschreiben und war plötzlich VfLer.
Walter Wiethe durchlief sämtliche Jugendmannschaften, schaffte später den Sprung in die 1. Amateurmannschaft und erregte schließlich die Aufmerksamkeit von Cheftrainer Hellmut Meidt.
1,68 Meter – mit Stollen!
Wiethe spielte nun Linksaußen, erzielte in den ersten drei Spielen jeweils ein Tor, und auch wenn es 1963 nicht zur Qualifikation für die Bundesliga reichte, avancierte er bald zum Publikumsliebling an der Bremer Brücke. Der 1,68 Meter („mit Stollen!“) große Stürmer, dem kein Weg zu weit und kein Zweikampf zu anstrengend war, riss die VfL-Fans immer wieder zu Jubelstürmen hin.
„Ich war kein großer Techniker“, gibt Wiethe offen zu. „Aber von alleine habe ich nie aufgehört zu laufen.“ Die Fans liebten ihn dafür und so bestritt Wiethe 233 Punktspiele für die Lila-Weißen, in denen er 49 Treffer erzielte und auch noch torgefährlich blieb, als er in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zum Verteidiger umgeschult wurde.
Fußballspektakel gegen Rot-Weiß Essen
Der VfL musste in diesen Jahren auch einige Rückschläge hinnehmen, doch ab 1968 ging es steil berauf. Dreimal in Folge feierten die Lila-Weißen die Meisterschaft in der Regionalliga Nord und qualifizierten sich für die Aufstiegsrunden zur Bundesliga. 69/70, 70/71, 71/72, und 72/73 scheiterten die Osnabrücker deutlich, doch 68/69 stand die Tür zu Deutschlands höchster Spielklasse weit offen.
Am 8. Juni 1969 empfing der VfL vor über 30.000 Zuschauern den Topfavoriten Rot-Weiß Essen, der nach einem Fehler von Torwart Burose bereits in der 4. Minute mit 1:0 führte. Fünf Minuten später erhöhte Willi „Ente“ Lippens auf 2:0 und nach dem Seitenwechsel fiel auch noch das 3:0 für die Gäste, deren 7.000 mitgereiste Fans sich bereits auf der Siegerstraße wähnte.
Doch dann drehte der VfL das Blatt. Günter Müller und Carsten Baumann (69./81.) sorgten für die Anschlusstreffer, ehe Baumann in der 89. Minute eine Vorlage von Walter Wiethe zum 3:3 verwertete. „So ein Spiel habe ich nie wieder erlebt“, schwärmt der Flankengeber, auch wenn die Rot-Weißen nach dem 3:1 im Rückspiel die Nase vorn hatten. Immerhin und aller Ehren wert: Der VfL wurde Zweiter der Aufstiegsrunde.
Es geht immer weiter …
Zur Saison 1971/72 nahm Erwin „Ata“ Türk an der Seitenlinie Platz. Der neue Trainer gab seinem ehemaligen Mannschaftskollegen keine großen Einsatzchancen, so dass sich Wiethe reamateurisieren ließ und wieder für die VfL-Reserve antrat, bis ein Angebot aus dem Emsland eintraf. Nachdem er von 1972 bis 74 für den damaligen Regionalligisten SV Meppen gespielt hatte, wurde er Spielertrainer bei Blau-Weiß Hollage und heuerte anschließend beim VfR Voxtrup an. Eintracht Osnabrück war dann die letzte Station seiner langen Karriere, bevor er seine Fußballschuhe mit 44 Jahren endgültig an den Nagel hängte.
Der gelernte Werkzeugmacher, der seine Lehre bereits im Alter von 13 Jahren begonnen hatte, spielte ja ohnehin nur „nebenbei“. Wie die meisten Fußballer seiner Generation ging er tagsüber einem ganz normalen Beruf nach. 1971 übernahm er dann ein Tabakwaren- und Zeitschriftengeschäft in der Seminarstraße, in dem er bis 1997 tätig war.
Heute führt Walter Wiethe ein augenscheinlich rundum zufriedenes Leben, in dem Bewegung noch immer eine wichtige Rolle spielt. Der passionierte Hobbygärtner und -handwerker liebt Spaziergänge und Ausflüge mit dem Fahrrad.
Der VfL Osnabrück gratuliert Walter Wiethe ganz herzlich zum Geburtstag und wünscht ihm für die kommenden Jahre Gesundheit und alles erdenklich Gute!
Autor: Thorsten Stegemann
Bilder: Thorsten Stegemann / VfL-Museum