Am 26. Februar 1939 gelang dem VfL Osnabrück der Sprung auf die ganz große Fußballbühne. Mit dem 3:0-Erfolg gegen den Deutschen Meister Hannover 96 sicherte sich die „Gartlager Elf“ einen festen Platz in der Vereinsgeschichte.
1936 war der VfL Osnabrück sang- und klanglos aus der Gauliga Niedersachsen abgestiegen. Drei Jahre später ließ er Hannover 96, Eintracht Braunschweig und Werder Bremen hinter sich und nahm an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil. Für den Wandel von der Fahrstuhlmannschaft zum Spitzenteam war einerseits die Fusion mit dem SC Rapid verantwortlich, die dem VfL einige erstklassige Spieler und die lila-weißen Vereinsfarben bescherte. Aber auch der neue Trainer spielte eine entscheidende Rolle. Walter Hollstein, Freund und Kollege von Sepp Herberger, formte die legendäre „Gartlager Elf“, die am 26. Februar 1939 ihre Feuertaufe erlebte.
Der VfL Osnabrück hatte bis dahin eine überzeugende Saison gespielt, traf nun aber auf einen scheinbar übermächtigen Gegner. 18.000 Zuschauer pilgerten zum Sportplatz an der Gartlage, um die Partie gegen den Deutschen Meister Hannover 96 zu sehen. Die stimmgewaltige Kulisse drängte sich bis an den Spielfeldrand und brachte neben Autohupen und Trillerpfeifen auch Signalhörner und Glocken zum Einsatz.
Die Gäste nahmen das entscheidende Spiel um die Gaumeisterschaft durchaus nicht auf die leichte Schulter. Sie waren sogar einen Tag früher angereist und hatten im Hotel „Germania“ am Neumarkt übernachtet. „Nicht die Art, wie wir gewinnen, ist für uns bedeutsam, sondern das wir gewinnen und deshalb werden wir mit ganzer Konzentration spielen“, gab 96-Trainer Robert Fuchs zu Protokoll.
Doch schon in der ersten Halbzeit deutete sich eine Sensation an. Zur Pause führt der Außenseiter durch einen Treffer von Walter Simon mit 1:0. Nach dem Seitenwechsel erhöhen Addi Vetter und noch einmal Simon auf 3:0. Hannover gelang trotz wütender Angriffe nicht einmal der Ehrentreffer, denn Heinz „Schangel“ Flotho hielt seinen Kasten mit spektakulären Paraden sauber. „Der Flotho hat gehalten wie ein Herrgott“, lobte sein Mannschaftskollege Matthias „Mattes“ Billen.
Der VfL wurde Niedersachsenmeister und in ganz Osnabrück begeistert gefeiert. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft durften die Lila-Weißen auf ihrem kleinen Platz an der Gartlage, der bald gegen die Bremer Brücke getauscht wurde, aber nur ein Heimspiel austragen. Immerhin wurden die Osnabrücker Gruppenzweiter – hinter dem Hamburger SV, aber vor Hindenburg Allenstein und Blau-Weiß Berlin.
Auch in den folgenden Jahren gehörte der VfL zu den besten Teams im Norden, doch der Fußballbetrieb wurde im Schatten der Nazi-Diktatur, die einen weiteren Weltkrieg entfesselte, immer bedeutungsloser und schließlich komplett eingestellt.
Einige Spieler trugen nach 1945 erneut das Trikot der Lila-Weißen und auch für den Meistermacher Walter Hollstein war das Kapitel VfL Osnabrück noch nicht beendet. Er kehrte 1952 an der Seite von Harry Hemmo auf die Trainerbank des VfL zurück.
Die Aufstellung des VfL am 26.2.1939: Heinz Flotho, Eduard Sausmikat, Otto Coors, Karl-Franz Schulte, Willi Zuback, Ludwig Westerhaus, Walter Hammersen, Walter Simon, Addi Vetter, Matthias Billen, Friedel Meyer
Autor: Thorsten Stegemann
Bilder: VfL-Museum