Am Sonntag siegte der VfL Osnabrück in überragender Manier mit 2:1 bei Tabellenführer Holstein Kiel. Ein Spiel mit einigen Highlights und verschiedenen Gründen für den Erfolg. Für vfl.de schauen wir noch einmal auf ein denkwürdiges Nordduell zurück.

Erster „Knackpunkt“ aus Sicht des Osnabrücker Trainergespanns war die Rotsperre von VfL-Innenverteidiger und Mannschaftskapitän Maurice Trapp. Dessen Fehlen wurde aber von Routinier Lukas Gugganig in der Viererkette mit Timo Beermann, Konstantin Engel (2. Halbzeit Maurice Multhaup) und Kevin Wolze perfekt kompensiert.
Die weiteren Umstellungen: Auf der Doppel-Sechs standen David Blacha und Ludovit Reis; dafür mussten Bryan Henning und Maurice Multhaup auf die Bank. Im Sturm startete Christian Santos, Amenyido, Schmidt und Kerk bildeten das Gespann hinter der Spitze.

„Wir haben uns heute defensiv für eine sehr kompakte Variante entschieden.Unser Umschaltspiel und auch die Spieleröffnung haben mir heute sehr gut gefallen. Unser Auftakt in das neue Jahr geht so schon ziemlich in Ordnung,“ berichtete VfL-Cheftrainer Marco Grote nach der Partie. „Insgesamt ist unsere fußballerische Entwicklung in dieser Saison alles andere als schlecht, dummerweise hatten wir zuletzt zu wenig Abschlüsse und damit auch Tore – was folgerichtig so Niederlagen führte. Grundsätzlich sind wir aber in der Lage, jedem Spiel unseren Stempel aufzudrücken und ein unangenehmer Gegner zu sein. Damit können wir in der Zukunft gern weitermachen“, so Grote in seiner norddeutsch-trockenen Art.

Vor dem Spiel und in Anbetracht von zuletzt drei Niederlagen hätten wohl einige Beobachter mit einem vorsichtig agierenden VfL Osnabrück gerechnet, das Gegenteil war der Fall: Die Lila-Weißen gaben von Beginn an Vollgas, setzten auf schnelle Kombinationen mit viel Zug zum Kieler Tor, waren defensiv kompromisslos. Die Ball- und Passqualität steigerte sich nach den letzten drei Niederlagen enorm, das ganze Team agierte bissig im Kollektiv.

Bis zur Führung brauchte es aber eine halbe Stunde konzentrierten Spiels: Ein mit viel Übersicht gespielter Flankenball von Santos erreichte Kerk, der mit der Brust ablegte; Schmidt blieb cool und netzte volley ins lange Toreck – sein erster Treffer der laufenden Saison.

„Es war ein schöner langer Ball, ich sehe, dass „Kerki“ mich im Blick hat. „Ludo“ macht dann einen guten Weg und nimmt den Gegenspieler mit, dann war ich frei und wollte den Ball genau so reinmachen. Das es geklappt hat ist natürlich umso schöner! Jetzt freuen wir uns ein, zwei Tage und dann gilt auch schon wieder die volle Konzentration dem nächsten Gegner“, so Niklas Schmidt nach der Partie.

Kurz vor der Pause erhöhten die Osnabrücker ihre Führung: Amenyido konterte in aussichtsreicher Position, als ihn Thesker mit einem zu Recht mit einem Foul stoppte. Eine Position wie gemacht für VfL-Präzisionsschütze Sebastian Kerk: 26 Meter vor dem Tor, zentrale Position – „Kerki“ hämmerte den Ball mit Wucht in den linken Winkel des Kieler Tores. Seinem siebten Assist ließ Kerk also seinen sechsten Treffer folgen; wie beim 4:2 in Regensburg verwandelte er einen direkten Freistoß.

„Unser mannschaftliches Auftreten heute war einfach überragend! Wir haben von der ersten bis zur vierundneunzigsten Minute jeder für jeden alles reingehauen, um jeden Zentimeter Rasen gefightet. Wir sind sehr froh und stolz, dass wir heute drei Punkte aus Kiel entführen dürfen. Zu meinem Tor: Mein linker Fuß ist ja schon länger ganz gut eingestellt, von daher freut es mich enorm, dass ich der Mannschaft mit meinem Treffer heute helfen konnte“, so „Kunstschütze“ Sebastian Kerk.

Den Anschlusstreffer zum 1:2 schaffte für den KSV ausgerechnet Ex-VfL’er Ahmet Arslan, der seit dem Sommer die Fußballschuhe für die „Störche“ schnürt, in der 93. Spielminute, als sich nahezu die gesamte Kieler Mannschaft im Osnabrücker Strafraum versammelt hatte. Für einen „Turnaround“ war es da aber bereits zu spät.

Holstein verlor übrigens nach acht Spielen ohne Niederlage und nach fünf Siegen in Folge erstmals seit dem 24. Oktober (1:3 gegen Fürth) und büßte die Tabellenführung an den Hamburger SV ein. Aus Osnabrücker Sicht war es ligaübergreifend bereits der siebte (!) Sieg hintereinander gegen die Störche. Außerdem war das 2:1 bereits der vierte Auswärtssieg der laufenden Spielzeit. Das schafften die Lila-Weißen zuletzt in der 2. Bundesliga 1992/93, einer Mammutsaison mit 24 Mannschaften und 46 Spielen. Schon jetzt – nach acht Spielen auf fremden Plätzen – fehlen dem VfL nur drei Punkte, um die 18-Zähler-Ausbeute der Vorsaison zu knacken.

Weiter geht es für den VfL Osnabrück am kommenden Samstag (Anstoß: 13 Uhr) mit dem #daheimspiel gegen Tabellenschlusslicht Würzburger Kickers. Der Druck ist hoch aber der Erfolgshunger groß!

Text: René Kemna
Bild: osnapix.de