Die lila-weiße Familie trauert um einen der unvergessenen Fußball-Helden aus der Ära der „Goldenen Jahre“: Friedhelm „Friedel“ Holtgrave, resoluter Abwehrchef, führungsstarker Kapitän und vorbildlicher Teamspieler, verstarb am vergangenen Sonntag nach schwerer Krankheit.
Vor knapp zwei Jahren stand er noch auf der Bühne des Piesberger Gesellschaftshauses, zusammen mit ehemaligen Mitspielern aus der Ära der „Goldenen Jahre“, an die die von der VfL-Museumscrew um Bernhard Lanfer organisierte Veranstaltung erinnerte. Über 200 Menschen im vollbesetzten Saal feierten „Holli“ und Co., als hätten die gerade Göttingen 05 mit 8:0 überrollt oder wären eben von einem 5:1 in Bremerhaven im Osnabrücker Hauptbahnhof eingetroffen.
Gerührt und strahlend genossen die ergrauten VfL-Legenden den Moment, sie trugen weiße Hüte – wie damals, als sie bei der Meisterfeier vor dem Rathaus gefeiert wurden. Die Mannschaft des serbischen Trainers Radoslav Momirski hatte die Regionalliga 1968/69 in einer Saison der Superlative beherrscht, über 100 Tore geschossen und die Fußballfreunde der ganzen Region aus einer langen Phase der Lethargie gerissen.
Mittendrin ein Talent aus Recke, das schon 1967 zum VfL gekommen war. Friedhelm Holtgrave hatte sich auf Anhieb durchgesetzt in der zweithöchsten Klasse. Vollprofi war er nie, er stieg nach dem Studium in den Ingenieur-Beruf ein. Auch das war einer der Gründe, warum er nach seiner ersten Saison an der Bremer Brücke eine Anfrage von Bundesligist Werder Bremen ablehnte.
Von 1967 bis Ende 1972 war der kopfball- und zweikampfstarke Abwehrchef nicht wegzudenken aus der VfL-Elf; er war in 205 Regionalliga- und Aufstiegsrundenspielen im Einsatz. Berufungen in die Niedersachsen- und Nordauswahl waren weitere Höhepunkte einer Karriere, die nach seiner Zeit beim VfL nicht zu Ende war.
Beim VfL überraschend nach der Vorrunde 1972/73 von Trainer Erwin Türk aussortiert, wechselte er zunächst zum SV Meppen und 1974 zum Bünder SV, wo er an der Seite seines langjährigen VfL-Teamgefährten „Kalla“ Diehl an einer Erfolgsgeschichte mitschrieb. Höhepunkt war das Hauptrundenspiel im DFB-Pokal im Oktober 1975 gegen den FC Bayern München, der mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge im Herforder Jahnstadion vor 22000 Zuschauern 3:0 gegen den westfälischen Oberligisten gewann.
Seine erfolgreichste, längste und schöne Zeit als Trainer hatte „Holli“ beim SC Preußen Lengerich, später coachte er Westfalia Westerkappeln und Cheruskia Laggenbeck. Seinen VfL verlor er nie aus den Augen, oft war er bei Spielen an der Bremer Brücke dabei.
Der VfL Osnabrück wünscht seiner Familie viel Kraft in dieser schweren Zeit und wird Friedhelm Holtgrave stets ein ehrendes Andenken bewahren.