„Der Pokal schreibt seine eigenen Gesetzte!“ Dieses geflügelte Sprichwort bewahrheitete sich am Samstag einmal mehr, als der VfL den Nordrivalen Werder Bremen mit 2:0 bezwang. Nach einem aufopferungsvoll geführten Kampf entschied ein Tor der Marke „Tor des Monats“ von Sven Köhler das Spiel in der 94. Minute.
Eigentlich war gar nicht davon auszugehen, dass Köhler im Pokalspiel gegen Werder zum Einsatz kommen würde. Hatte er doch nach einem Zusammenprall mit Mitspieler Ulrich Taffertshofer im Liga-Auswärtsspiel beim 1. FC Saarbrücken eine Gehirnerschütterung davongetragen und sich die Woche über weitgehend geschont.
Aber in der 66. Minute war es soweit und Cheftrainer Daniel Scherning wechselte ihn für Sebastian Klaas ein, als die Werderaner immer wieder in Richtung VfL-Tor drängten und der Abwehrkampf härter werden. Eine passende Situation für „Köhli“, der sich auch gleich ohne große Anpassungszeit in die Zweikämpfe warf.
Aber seine große Stunde sollte noch rund eine halbe Stunde auf sich warten lassen: In der 94. Minute, es stand weiterhin 1:0, landete ein abgeblockter Ball vor seinen Füßen, Osnabrücks Nummer 6 trieb die Kugel in der eigenen Hälfte bis knapp zur Mittellinie – und dann?
„Das ganze Stadion hat gerufen: Schieß! Als ich gesehen habe, wo der Torwart steht, wusste ich: Jo. Das kann ich machen. Als der Ball meinen Fuß verlassen hatte, wusste ich: Der passt. Die einzige kleine Sorge war nur noch, dass er vielleicht zu hoch aufspringt und an die Latte hüpft. Alles war wie in Zeitlupe und mein Bauchgefühl sagte mir ‚Hier eskaliert gleich alles‘“, sagte Köhler gegenüber der Neuen OZ.
Und das tat es – und wie! Das weite Rund der Bremer Brücke hatte gefühlt kollektiv den Atem angehalten, als der Schuss in der Luft war. Die Zeit schien für einen Moment stillzustehen um dann in einem Orkan aus Jubel, Freude und Erleichterung zu explodieren. Jeder, der dabei war oder die Partie am TV verfolgt hatte und die Begeisterung von TV-Kommentator Tom Bartels vernommen hatte, wird diesen Moment für sehr lange Zeit im Gedächtnis behalten.
„Das war einfach geil, wie sie alle gekommen sind. Solche Momente schweißen einen richtig zusammen als Team – auch wenn es gefühlt Gehirnerschütterung war, als ich da ganz unten lag“, sagte Köhler der NOZ und lacht – kein Wunder bei den Ereignissen aus Saarbrücken und der folgenden Trainingswoche.
Bedanken wollte er sich abschließend nicht nur bei den Fans, die die Mannschaft wieder wie der berühmte 12. Mann getragen hatten, sondern auch bei den VfL-Physios Jan Altmeyer, Lennart Bartling und Jannik Weber, bei Teammanager René Flägel, der mit ihm in Saarbrücken geblieben war und den behandelnden Ärzten.
Und wer weiß, vielleicht wird es ja mal wieder was mit einem „Tor des Monats“ für einen Osnabrücker Spieler. Der letzte Lila-Weiße in dieser Kategorie war übrigens Angelo Barletta mit seinem Fallrückzieher-Tor – wo sonst als im DFB-Pokal, damals, 2009 gegen Borussia Dortmund…