Wer ist eigentlich diese Brigade Nord, von der man im VfL-Umfeld zuletzt häufiger gehört hat? Das hat sicherlich der bzw. die ein oder andere zuletzt des Öfteren gefragt. Wir bringen ein bisschen Licht ins Dunkle und haben uns zwei Brigadisti zum Interview geschnappt.
Vfl.de: Hi Nico, hi Matze! Eingangs natürlich die Frage zur Identität und dem Namen. Wer seid ihr und was hat das alles mit der Zahl 1516 zu tun?
Nico: Als Gruppe gibt es uns seit ca. 2000. Einige kannten sich bereits vorher. Wir sind ein loser Zusammenschluss von Leuten, die auf der alten „Nord“ standen. Man kannte sich, stand nicht unbedingt zusammen, hat sich aber abends nach den Spielen ständig auf denselben Konzerten in der Stadt wieder getroffen. So entstand die Idee, sich als Gruppe zusammenzustellen. Der Name kam dann etwas später.
Bei den Überlegungen fiel schnell das Wort „Brigade“, angelehnt an die „Internationalen Brigaden“, die im 2. Weltkrieg bzw. im Spanischen Bürgerkrieg gegen das faschistische Franco-Regime gekämpft haben. Tja, und Nord halt wegen unserem Standort im Stadion. Leider haben wir mit der Zeit gemerkt, dass es eine „Brigade Nord“ unter anderem bereits in Hannover als Ultra-Gruppierung gab. Wir sind aber weder ein Fanclub, noch Ultras, sehen uns eher als loses Kollektiv. Also mussten wir uns irgendwie abgrenzen. Bier trinken wir gern, eine Zahlenkombination in Verbindung mit dem Namen fanden wir auch cool (1516 trat das Deutsche Reinheitsgebot für Bierbrauer in Kraft). So wurde es dann die „Brigade Nord seit 1516. Tja, und mit der Zeit haben wir uns dann im Stehplatzbereich Affenfelsen eingenistet. Bei uns gibt es die Aktiveren (5 – 10 Pers.) und weniger Aktiven, den Inner-Circle und den Schwarm drumherum. Wenn wir alle mit einrechnen, reden wir über ca. 30 Brigadisti and friends.
Vfl.de: Nehmen wir mal zwei K-Worte aus Deiner Antwort auf: Konzerte und Kollektiv. Zwei Schlagworte, die in Richtung Subkultur weisen. Habt ihr einen subkulturellen Hintergrund und wenn ja, wo liegt der?
Nico: Das kann ich bejahen! Wir hören, kaufen und machen viel in dem Bereich. Wir waren fast jedes Wochenende auf linksalternativen Konzerten, viel Punkrock und so, Subkultur dann vor allem über das Thema Fanzines. Wir haben auch abseits des VfL in dem Bereich viel gelesen, machen ja in Eigenregie das „Monkey Business“, das vielleicht der ein oder andere VfLler vielleicht schon kennt. Der „linke Gedanke“, also klassischer Antirassismus und Antifaschismus, spielte für uns auch immer eine große Rolle. Das war immer ein gemeinsamer Nenner und hat uns über die Jahre zusammengeschweißt – genau wie der VfL und Musik! Packst Du diese drei Punkte zusammen hat man eine gute Basis, um unser Standing zu unterstreichen.
Vfl.de: Wie seht ihr als Gruppe Fankultur im Fußball?
Nico: Bunt, groß, laut und vielfältig finden wir immer gut! Wir haben da einige Beziehungen zu partnerschaftlichen Szenen, zum Beispiel bei Altona 93, teils SV Babelsberg 03 und TeBe oder damlas noch mehr zum FC St. Pauli. Auch international gibt es zum Whitehawk FC, einem kleinen Sechstligist aus Brighton/England, gute Kontakte. Wir leben Fankultur vielleicht anders als man andere Gruppe. Singen können wir auch gut – am besten aber ganz klar vorm Tresen!
VfL.de: Jetzt gibt es erstmals eine Kooperation zwischen dem VfL und euch als Kollektiv, das „The Brigde to your heart“-Shirt wurde aus der Taufe gehoben. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Nico: Die Idee kam meinem Brigade-Kollegen Jörn aus Hamburg und mir. Das resultierte daraus, dass wir selbst kaum Fan-Merch tragen. Stil, Idee und Umsetzung der klassischen Fan-Merch haben uns und andere Bekannte halt auch nicht so angesprochen. So sind wir dann auf den VfL zugegangen und haben zunächst bei Dir und Werner Nordlohne (Fanbeauftragter beim VfL) offene Ohren vorgefunden. Christian Rumenic, der ja von der Arminia aus Bielefeld „rübergemacht“ hatte, war als Leiter des Klubservice noch nicht lange im Amt. So haben wir uns dann im August 2020 erstmals persönlich „beschnuppert“. Unser Gedanke war da schon gereift, wir wollten unseren Stil im Fanshop wiederfinden!
Vfl.de: Warum wurde es am Ende eigentlich ein T-Shirt und nicht zum Beispiel ein Schal, Hoodie, Cap…?
Nico: DIY-Shirts gibt es bei uns im Dunstkreis schon länger, ist fast eine kleine Art Steckenpferd. Jedes Jahr gab es für den Inner-Circle eine 15er-Auflage. Da wissen wir, was wir wollen und was wir können. Für eine Kooperation ist ein T-Shirt auch eine relativ kleine Hürde. Außerdem wollten wir was Richtung Sommer machen und relativ hohe Absatzzahlen erzielen, denn der Idee steckte ja auch ein weiterer Gedanke inne.
Vfl.de: Du sagst es – denn pro verkauftem Shirt gehen 5 EUR an die humanitäre Aktion der Seebrücke Osnabrück. Warum überhaupt die Seebrücke und warum braucht es aus eurer Sicht diesen sozial/humanitären Ansatz in Verbindung mit dem Shirt?
Matze: Naja, es entspricht als erstes unserer Haltung. Es ist auch nicht das erste Mal, dass wir einer Organisation nach einer Aktion von uns finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Und zur Seebrücke: Der VfL hat schon eine Kooperation mit „Terre des Hommes“ und wir dachten uns halt, warum nicht noch etwas dezidierter!? Klar, den ein oder anderen mag dieses Engagement vielleicht ein wenig provozieren, aber wir wollten quasi dahin, wo es weh tut und ehrlich Farbe bekennen. Bei den Bildern, die einen als Bürger regelmäßig vom Mittelmeer erreichen, lag die Entscheidung aus unserer Sicht nah. Die Seebrücke setzt sich für die Entkriminalisierung der Seenotrettung und die sichere Unterbringung von geflüchteten Menschen ein. Fanden wir wichtig! Und im Wortsinn passt das ja auch alles zusammen: Bremer Brücke, Seebrücke, „The Bridge to your heart“ als Shirtaufdruck.
Vfl.de: Was war euch in der Kooperation mit dem VfL wichtig?
Nico: Zunächst mal der Transparenzgedanke. Die Kosten sollten klar aufgeschlüsselt sein. Maximal sollte das Shirt 30 EUR kosten und die 5 EUR pro Shirt an die Seebrücke waren uns auch wichtig. Außerdem der Fairtrade-Gedanke bzw. dass das Shirt aus Bio-Baumwolle hergestellt ist. Und, dass wir bei der Gestaltung und dem eigentlichen „Machen“ einen möglichst großen Gestaltungsspielraum haben. Das ist uns auch gut gelungen, der VfL hat uns da keine Steine in den Weg gelegt. Danke dafür!
Vfl.de: Abschließend: Ist die Kooperation geglückt und wird sie möglicherweise in der Zukunft fortgesetzt?
Nico: Geglückt ist sie definitiv! Wir haben aktuell 300 Shirts verkauft. Das liegt auf jeden Fall deutlich über unseren Erwartungen und bedeutet 1.500 EUR für die Seebrücke! Deswegen an alle: Holt euch das Shirt in Weiß oder Lila – doppelt hält besser – um den ein oder anderen Euro mehr für die Seebrücke zu generieren! Wir freuen uns dann auch auf die baldige Scheckübergabe. Aktuell ist aber noch nichts Festes für die nähere Zukunft geplant.
Matze: Ich finde auch, dass es eine runde Sache war, die perspektivisch Bock auf mehr macht. Wir sind als Gruppe aber auch gerade erst nach knapp anderthalb Jahren Corona-Pause wieder aktiv im Stadion, müssen uns deshalb auch erst ein bisschen wiederfinden und Ideen schmieden. Aber in Richtung Verein: Da waren immer der Wille und die Unterstützung spürbar, das Ding gut hinzukriegen – was wir zusammen geschafft haben! Besten Dank dafür von unserer Seite aus – man riecht sich!