Metropolen wie Hamburg, München, Köln oder Berlin waren in der Geschichte der Fußball-Bundesligen immer wieder mit mehreren Vereinen in einer der höchsten deutschen Spielklassen vertreten. Doch auch Ingolstadt gelang dieses Kunststück Ende der 70er Jahre. In der Saison 1979/80 spielten sowohl der MTV 1881 Ingolstadt als auch der ESC Ingolstadt in der 2. Bundesliga Süd und konnten hier ein echtes Stadtderby austragen.
Im „Männer-Turn-Verein von 1881 Ingolstadt“ formierte sich bereits im März 1905 eine eigene Fußballabteilung, die jahrzehntelang in den bayerischen Ligen aktiv war, aber selten über regionale Achtungserfolge hinauskam. Doch Mitte der 70er Jahre ging es für den MTV steil bergauf. Zunächst stieg der Verein in die höchste Amateurklasse auf, dann verzichtete der Meister 1. FC Haßfurt auf den Aufstieg und machte so den Weg in die 2. Bundesliga Süd frei. Hier belegten die Ingolstädter auf Anhieb den 11. Tabellenplatz. Ein Jahr später war das Abenteuer Profifußball allerdings schon wieder beendet. Nach elf Siegen, sieben Unentschieden und 22 Niederlagen ging es zurück in die Amateuroberliga Bayern.
Der „Eisenbahner-Sportverein Ingolstadt-Ringsee e. V.“, der seine Geschichte bis zum 1912 gegründeten „Sängerverein Ringsee“ zurückverfolgen kann, hielt es ein Jahr länger im Fußball-Unterhaus aus, kam aber auch erst später hinein. Nach den „Erstliga-Erfahrungen“, die der Verein bereits in den 30er Jahren in der Gauliga Bayern gesammelt hatte, spielte der ESV in den 60ern und 70ern mehrere Jahre zweitklassig und gewann 1979 die Deutsche Amateurmeisterschaft gegen Hertha Zehlendorf.
Das erste Jahr in der 2. Bundesliga Süd bescherte der Mannschaft von Trainer Horst Pohl gleich am 4. Spieltag ein Duell mit dem Stadtrivalen, der sich mit 2:1 durchsetzen konnte. Auch das Rückspiel im Februar 1980 hätte der MTV beinahe für sich entschieden. Doch Werner Michalka, der in vier Jahren 133 Zweitligaeinsätze für Jahn Regensburg und den ESV Ingolstadt absolvierte, traf eine Minute vor dem Abpfiff zum 2:2-Unentschieden.
In Sachen Zuschauergunst hatte der ESV während dieser Spielzeit allerdings die Nase vorn. Seine Heimspiele wollten im Schnitt 3.450 Fans sehen, während der MTV nur 2.180 Zuschauer anlockte.
In der darauffolgenden Saison trat der Verein dann unter denkbar schwierigen Bedingungen an. Durch die bevorstehende Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga mussten zehn Teams in den Amateurbereich absteigen. Zu ihnen gehörten nicht nur ehemalige Bundesligisten wie der 1. FC Saarbrücken oder Borussia Neunkirchen, sondern auch der ESV Ingolstadt, der sich von diesem Rückschlag nicht wieder erholte und 1986 auch aus der Bayernliga abstieg.
Nachdem beide Vereine weitgehend in der Versenkung verschwunden waren, wurde am 5. Februar 2004 ein neues Kapitel aufgeschlagen. MTV und ESV gliederten ihre Fußballabteilungen aus und bildeten gemeinsam den FC Ingolstadt 04, dem in nur vier Jahren der Aufstieg von der Bayernliga in die 2. Bundesliga gelang.
Text: Thorsten Stegemann
Bild: Kader MTV Ingolstadt 1979/80 © IMAGO / WEREK