Die Saison 2014/15 verlief insgesamt enttäuschend für den VfL – auf dramatische Momente mussten die Fans aber auch diesmal nicht verzichten. Aus der Reihe unerwarteter Ergebnisse, überraschender Erfolge und Rückschläge, Sieges- und Pleiteserien blieb ein spektakuläres Spiel noch lange in Erinnerung.

Elfter gegen Vierzehnter hieß die nicht gerade vielversprechende Paarung, als der VfL Osnabrück und die Spielvereinigung Unterhaching am 27. September 2014 im damaligen Alpenbauer Sportpark aufeinandertrafen. Die Lila-Weißen hatten ihr Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden gerade mit 1:3 verloren und auch in Bayern war die Stimmung nach einer 0:3-Niederlage bei den Stuttgarter Kickers nahe am Nullpunkt.

1.750 Zuschauer sahen nach einer starken Anfangsphase der Gastgeber einen immer druckvoller agierenden VfL, den Marcel Kandziora Mitte der ersten Halbzeit in Führung brachte. In der 57. Minute erhöhte Nicolas Feldhahn per Foulelfmeter auf 2:0 und gab Hachings Trainer Christian Ziege die Chance, sein Talent für gelungene Einwechslungen unter Beweis zu stellen. Unmittelbar nach dem zweiten Osnabrücker Treffer schickte der Coach den erst 19-jährigen Pascal Köpke für Alon Abelski aufs Feld – der Sohn des früheren Nationaltorhüters brauchte nur zehn Minuten, um den Anschlusstreffer zu erzielen.

Weitere acht Minuten später stellte Feldhahn den alten Abstand wieder her. Diesmal hatte Hachings Keeper Michael Zetterer VfL-Stürmer Addy Menga zu Fall gebracht und sich dabei nicht nur einen weiteren Elfmeter, sondern auch die rote Karte eingehandelt. Das Spiel wäre nun wohl entschieden gewesen, wenn die vollzähligen, aber allzu siegessicheren Osnabrücker die Rechnung nicht ohne Pascal Köpke gemacht hätten. In der 81. und 84. Minute erzielte der Stürmer seinen zweiten und dritten Treffer.

Da die Mannschaft nun alles zu verlieren drohte, wäre manch ein Osnabrücker wohl mit einem Punkt zufrieden gewesen. Addy Menga allerdings nicht. In der 89. Minute setzte der Stürmer nach Flanke von Christian Groß zu einer phänomenalen Direktabnahme an und erzielte nicht nur das schönste, sondern tatsächlich auch das letzte Tor des Tages.

Als Maik Walpurgis nach dem Abpfiff feststellte, seine Mannschaft sei „mit anderthalb blauen Augen“ davongekommen, mochte ihm niemand widersprechen. Noch tagelang wurde darüber diskutiert, wie und warum die Lila-Weißen die drei Punkte so unnötig aufs Spiel gesetzt hatten. Überdies hatten die Osnabrücker fünf weitere gelbe Karten kassiert und sich damit auf den letzten Platz der Fair-Play-Tabelle gefoult. Den Übungsleiter interessierte das allerdings „überhaupt nicht“. Wer hohes Pressing spielen und Überzahlsituationen schaffen wolle, müsse eben mit einigen gelben Karten rechnen, gab Walpurgis der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ zu Protokoll. Die Zweikampfgeschicklichkeit solle allerdings verbessert werden.

Der am Ende glückliche Sieg beendete auf jeden Fall die Ergebniskrise der Lila-Weißen. Ihm folgten sechs weitere Spiele ohne Niederlage, der VfL arbeitete sich mit 17 von 21 möglichen Punkten bis auf den Relegationsplatz vor. Doch mit der 1:2-Niederlage, welche die Lila-Weißen im letzten Spiel des Jahres bei Dynamo Dresden kassierten, begann eine Serie von sieben Spielen ohne dreifachen Punktgewinn. Am Ende reichte es nur für den 11. Tabellenplatz.

Unterhaching traf es noch härter. Weil der Klub die Schließung einer Liquiditätslücke laut DFB nicht vollumfänglich nachgewiesen hatte, wurden ihm zwei Punkte abgezogen. Genau die (und zwei Tore gegenüber Hansa Rostock) fehlten schließlich zum Klassenerhalt. Für Pascal Köpke, der elf Tore und eine Vorlage verbuchte, ging es zunächst in Liga 2 weiter. Er trug in der Spielzeit 15/16 das Trikot des Karlsruher SC. Anschließend ging er für Erzgebirge Aue, Hertha BSC Berlin, den 1. FC Nürnberg und zuletzt für den MSV Duisburg auf Torejagd.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Pascal Köpke im Zweikampf mit Christian Groß – Szene aus dem Rückspiel der Saison 2014/15 © osnapix