Abgesehen von einem Pokalduell gegen die damaligen Amateure von Hannover 96 Ende der 1960er Jahre gab es noch kein Pflichtspiel gegen die zweite Mannschaft der 96er. Doch Kicker aus der Landeshauptstadt Niedersachsens kreuzten in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder den Weg der Lila-Weißen. Über 150 Begegnungen verzeichnet die Fußballhistorie – gegen die erste Mannschaft von Hannover 96, Arminia Hannover, den OSV Hannover oder die Sportfreunde Ricklingen.

Hannover 96

Ligaspiele in der ersten, zweiten und dritten Klasse, Pokalduelle und Freundschaftsspiele – auf keinen Verein aus der Landeshauptstadt traf der VfL so häufig wie auf Hannover 96. Dabei markiert die Partie am 26. Februar 1939 vielleicht sogar so etwas wie die sportliche Geburtsstunde der Lila-Weißen. Mit dem 3:0-Erfolg gegen den amtierenden Deutschen Meister gelang der „Gartlager Elf“ der Sprung auf die große Fußballbühne, die allerdings bald in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs versank.

Nach 1945 waren beiden Vereine Dauerkontrahenten in der erstklassigen Oberliga Nord (1947-1963), enttäuschte Nicht-Gründungsmitglieder der Bundesliga, die sich eine Etage tiefer in der Regionalliga Nord (1963/64) wiederfanden, häufige Zweitliga-Gegner und für zwei Jahre gemeinsam in der nun drittklassigen Regionalliga Nord (1996-98).

Man braucht nicht viel mehr als eine Hand, um die Anzahl torloser Remis aufzuzählen. In aller Regel ging es in den Niedersachsenduellen hoch her, vier bis fünf Tore waren keine Seltenheit. Erdrutschartige Siege, wie sie die Osnabrücker im Oktober 1947 (5:1) und die Hannoveraner an einem aus VfL-Sicht rabenschwarzen Septembertag des Jahres 2023 einfuhren (7:0), blieben aber die Ausnahme. Eine genaue Matchstatistik lässt sich wegen möglicherweise fehlender Ergebnisse nicht erstellen, man kann aber davon ausgehen, dass Hannover in den rund 80 Partien etwas häufiger die Nase vorn hatte.

Arminia Hannover

Bis zum Jahr 2000 gehörte auch Arminia Hannover zu den ständigen Gegnern der Lila-Weißen. Man traf sich bereits in den 1930er Jahren, dann in der alten Oberliga Nord, von 1963-74 in der zweitklassigen und später auch in der drittklassigen Regionalliga. Von 1976-80 gehörten Hannoveraner und Osnabrücker der 2. Bundesliga Nord an. Summa summarum spielte der VfL über 60 Mal gegen den heutigen Oberligisten und gewann etwas mehr als die Hälfte der Partien.

Dass Endergebnis 0:0 hatte auch in dieser Matchhistorie Seltenheitswert, stattdessen finden sich gleich mehrere Begegnungen, in denen die Anzahl der Tore zweistellig war. So gewann die Arminia im Mai 1965 mit 6:4, während die Lila-Weißen im September 1952 (7:3) und im Dezember 1970 (9:3) richtig gute Laune hatten. Dass ein mageres 1:0 unter Umständen genauso viel wert sein kann, bewiesen die Schützlinge von Gerd-Volker Schock am 21. Mai 1999. Der knappe Sieg gegen Arminia Hannover bescherte ihnen die Meisterschaft in der Regionalliga Nord und die Teilnahme an der (allerdings erfolglos verlaufenen) Aufstiegsrelegation.

OSV Hannover

Mit dem Aufstieg in die Regionalliga im Jahr 1971 begann die große Zeit des Oststädter Sportvereins Hannover, der im Stadtteil Bothfeld beheimatet ist und im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag feierte. Das erste Duell mit dem VfL wurde zur klassischen Lehrstunde für die Mannschaft von Gerd Bohnsack, der später auch Arminia Hannover, Hannover 96 und 1979/80 den VfL Osnabrück trainierte. Dem 7:0-Erfolg der Lila-Weißen an der Bremer Brücke folgten neun weitere Duelle, von denen der OSV nur eins gewinnen konnte.

1979 qualifizierte sich der Oberligist für die Zweite Bundesliga Nord. Mit einem Saisonetat von 250.000 DM erreichten die Hannoveraner einen beachtlichen 12. Tabellenplatz und feierten am 3. Spieltag nach Angaben der OSV-Chronik den „größten Triumpf der Vereinsgeschichte“. Nach einem 4:1-Erfolg gegen Rot-Weiß Lüdenscheid rangierte der Klub vor 96 und Arminia und war für eine Woche die Nummer 1 in der Landeshauptstadt! Nach dem Abstieg 1981 folgten dann allerdings schwere Zeiten, in deren Verlauf der Verein bis in die Kreisliga abrutschte. Heute spielt der OSV in der Landesliga.

Sportfreunde Ricklingen

Während es gegen die Bothfelder in zehn Spielen kein einziges 0:0 gab, endete gleich die erste Partie gegen die Sportfreunde Ricklingen mit einem torlosen Remis. Der Aufstieg des Klubs war eng mit dem Namen Rainer Behrends verknüpft, der Ricklingen als Spieler und Trainer von der Bezirksoberliga bis in die drittklassige Regionalliga Nord führte. Als die Sportfreunde hier im September 1996 auf die Lila-Weißen trafen, saß allerdings Dieter Schatzschneider auf der Trainerbank, der vor Simon Terodde Rekordtorschütze der 2. Bundesliga war.

Dem anfänglichen 0:0 folgte eine höchst erfreuliche Bilanz aus lila-weißer Sicht. Bis die Sportfreunde 1999 aus der Regionalliga abstiegen, konnte der VfL alle fünf Spiele für sich entscheiden. Später wurde der Verein, für den u.a. auch Nationalspieler Niclas Füllkrug seine Fußballschuhe schnürte, bis in die Kreisliga durchgereicht. 2023 mussten die Sportfreunde Ricklingen Insolvenz anmelden.


Text: Thorsten Stegemann

Grafik: VfL Osnabrück