Unzählige Straßen, Schulen, Vereine, Sportstätten – und sogar ein Asteroid wurden nach ihm benannt. Friedrich Ludwig Jahn war einer der beliebtesten Namensgeber der deutschen Geschichte. Aber durchaus nicht unumstritten.
Es gibt sicher nicht viele Vereine, die älter sind als ihr offizieller Name anzudeuten scheint. Doch der „SSV Jahn 1889 Regensburg e.V.“ ging aus dem 1886 gegründeten „Turnerbund Jahn Regensburg“ hervor, der sich bereits nach dem populären Pädagogen und Politiker benannt hatte.
Friedrich Ludwig Jahn, 1778 im brandenburgischen Lanz geboren, war der Sohn eines evangelischen Pfarrers, studierte selbst Theologie, beschäftigte sich aber vor allem mit der Geschichte Deutschlands, das als eigenständiger Staat noch gar nicht existierte.
1811 gründete Jahn in der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz des Landes und begründete damit eine Volksbewegung im eigentlichen Sinn des Wortes. Die sportlichen Aktivitäten sollten aber nicht nur der körperlichen Ertüchtigung dienen. Für den Burschenschaftler war Sportunterricht gleichbedeutend mit der „patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg“.
Jahn wütete gegen die französische Besatzungsmacht, haderte aber auch mit allen deutschen Fürsten und Politikern, die sich der Einheit der Nation widersetzten. Er plädierte für eine Bürgerdemokratie, leistete sich gleichzeitig rassistische Ausfälle und beschwor schließlich ein Großdeutschland, zu dem die Schweiz, Holland oder Dänemark und eine neue, in Thüringen gelegene Hauptstadt „Teutonia“ gehören sollten.
Nach der Niederlage Napoleons wurden das Gegenteil Realität. 1815 kam es auf dem Wiener Kongress zur Gründung des „Deutschen Bundes“, der zunächst aus 35 selbstständigen Staaten und vier Freien Städte bestand.
Der preußische Staat verurteilte Jahn – „als geheimer, hochverrätherischer Verbindung verdächtig“ – zu einer mehrjährigen Haftstrafe, später wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt. Das 1819 verhängte Turnverbot hob König Friedrich Wilhelm IV. erst 1842 wieder auf.
In der Folgezeit setzten sich Jahns sportliche Ideen und sein Wahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ allerdings durch. In Preußen und vielen anderen Ländern wurden Vereine und Sportplätze gegründet, Turnen avancierte zum Schulfach und das Geräteturnen – mit den von Jahn erfundenen Disziplinen Reck und Barren – bekam das Prädikat „olympisch“.
Diesen Aufschwung erlebte der „Turnvater“ allerdings nicht mehr. 1852, vier Jahre nach seiner Wahl in die Frankfurter Nationalversammlung, starb er in Freyburg an der Unstrut. Es dauerte noch ein gutes halbes Jahrhundert, bis unter seinem Namen im Regensburger Café Union eine „Fußballriege“ gegründet wurde.
Zwei von den eingangs erwähnten, nach Friedrich Ludwig Jahn benannten Straßen und Plätze finden sich, schon seit dem 19. Jahrhundert, übrigens auch in Osnabrück …
Text: Thorsten Stegemann
Bild aus der Sammlung „Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress“. Gemeinfrei; publiziert auf wikimedia.