Der VfL steht in der 2. Bundesliga nicht zum ersten Mal mit dem Rücken zur Wand. In sechs Fällen verloren die Lila-Weißen den Abstiegskampf, doch wir interessieren uns natürlich für die Fälle, in denen kurz vor knapp der Sprung ans rettende Ufer gelang. Unsere Beispiele sind freilich auch nichts für schwache Nerven …
Ein Tor rettet die Lila-Weißen
Als Präsident Hartwig Piepenbrock Reinhard Roder im Sommer 1977 von Göttingen 05 an die Bremer Brücke holte, tat er das wie immer mit großen Erwartungen. Doch der neue Trainer, der später ein durchaus erfolgreicher Manager bei Bayer 05 Uerdingen wurde, hatte in Osnabrück kein glückliches Händchen. Von den ersten sechs Ligaspielen konnte kein einziges gewonnen werden, im Oktober folgte das Pokal-Aus beim TuS Langerwehe und im Dezember, Januar und Februar gab es elf weitere Spiele ohne Sieg für die Lila-Weißen.
Roders Nachfolger Radoslav Momirski, der die Lila-Weißen 1969 fast in die Bundesliga geführt hätte, übernahm den VfL auf dem 19. von 20 Plätzen und musste bei seiner Premiere mitansehen, wie die Lila-Weißen einen 3:0-Vorsprung in Bielefeld verspielten (Endstand 3:3). Doch dann gelangen endlich wieder Siege – gegen Wattenscheid, Leverkusen, Arminia Hannover und Bocholt.
Vor dem letzten Spieltag trennte den VfL die um einen Treffer bessere Tordifferenz vom ersten Abstiegsplatz, wo der SC Herford auf die letzte Chance lauerte. Alle rechneten nun mit einem Herzabschlagfinale und dem berühmten Kampf auf Biegen und Brechen. Doch der VfL spielte in Uerdingen ebenso 0:0 wie Herford daheim gegen Alemannia Aachen. Am Ende feierten die Osnabrücker den hauchdünnsten Klassenerhalt ihrer Vereinsgeschichte.
Absturz trotz Pokalsensation
Die meisten VfL-Fans, die heute an die Saison 1978/79 denken, erinnern sich wohl nur noch an den sensationellen Pokalsieg beim FC Bayern München (5:4). Das ist auch besser so, denn in der 2. Bundesliga Nord lief wenig bis gar nichts zusammen. Exakt die Hälfte der 38 Saisonspiele ging verloren, Radoslav Momirski, gerade noch Retter und Erfolgstrainer, wurde durch Helmut Kalthoff abgelöst.
Am Ende belegte der VfL trotzdem nur den drittletzten Platz und wäre demzufolge erstmals in die Drittklassigkeit abgestiegen. Doch weil sich Bayer Uerdingen in der Aufstiegsrelegation gegen die SpVgg Bayreuth durchsetzte und sowohl der FC St. Pauli als auch Westfalia Herne die Lizenz entzogen wurde, blieben der VfL und der Tabellenvorletzten Rot-Weiß Lüdenscheid in der 2. Bundesliga Nord.
Es war nur ein Erfolg am grünen Tisch. Aber der gefiel den Osnabrückern natürlich viel besser als der Abstieg in die damals drittklassige Oberliga …
Zittersiege Ende der 80er
In der Saison 1988/89 musste VfL-Trainer Anton Rudinski seinen Platz so schnell räumen wie kein Zweitliga-Trainer vor oder nach ihm. Nach dem 1. Spieltag und einem 1:4 in Bayreuth wurde dem Fußballehrer der Stuhl vor die Tür gesetzt.
Doch in der 72. Minute das 35. Spieltages sah es immer noch nach Abstieg aus. Hertha BSC führte an der Bremer Brücke mit 3:2, ehe das Team von Hans-Werner Moors das Ruder herumriss, mit 4:3 gewann und aus den letzten Spielen gegen Fortuna Köln (3:1), Union Solingen (6:0) und Mainz 05 (1:1) genug Punkte holte, um am Ende über dem Strich zu stehen.
Ein Jahr später war es nur die (diesmal allerdings deutlich) bessere Tordifferenz gegenüber Darmstadt und dem ersten Absteiger Hessen Kassel, die den VfL-Fans einen ruhigen Sommer 1990 bescherte. Drei Spieltage zuvor hatten die Lila-Weißen noch auf einem Abstiegsplatz gestanden. Doch A-Jugend-Trainer Friedel Hoppe, der im Mai Ralf Schafstall ablöste, führte seine Schützlinge zu den entscheidenden Punktgewinnen gegen Duisburg (1:0), Hannover (1:1) und Schalke (3:1).
Und noch einmal ein Jahr später wurden die Nerven der lila-weißen Anhänger wieder auf die Folter gespannt. Am 35. Spieltag stand der VfL unter dem Strich. Dann folgte ein 2:0-Sieg gegen Braunschweig, der 3:2-Krimi gegen Meppen und ein 5:1 beim TSV Havelse. 10 Tore an den letzten drei Spieltagen (fünf von ihnen erzielte Claus-Dieter „Pele“ Wollitz) hievten den VfL am Ende auf Platz 14.
Text: Thorsten Stegemann
Bild: Gerd-Volker Schock markierte beim vorentscheidenden 2:1-Sieg gegen den 1. FC Bocholt am 20. Mai 1978 den Siegtreffer für den VfL, zielt in dieser Szene aber knapp über das Tor der Gäste. / Bildcredit: IMAGO / Rust