Er gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den VfLern der ersten Stunde. 1947 kam Paul Irmen nach Osnabrück und absolvierte in den folgenden Jahren 85 Ligaspiele für die Lila-Weißen. Heute wäre der Offensivmann, der auf beiden Flügeln eingesetzt werden konnte, 100 Jahre alt geworden.

Gerade einmal sechs Jahre war der kleine Paul, als er 1928 Borussia Mönchengladbach beitrat. Er durchlief die Jugendmannschaften am Niederrhein und wurde bereits als 17-Jähriger für Einsätze in der Gauliga nominiert. Doch dann degradierte der Zweite Weltkrieg alle sportlichen Aktivitäten zur Bedeutungslosigkeit.

1947 nahm der schnelle Offensivmann einen neuen Anlauf. 200 Kilometer von Mönchengladbach entfernt fand Paul Irmen beim VfL eine zweite Heimat. Die Cheftrainer Kurt Schmitt und Herbert Widmayer, die den VfL in der neuen Oberliga Nord etablieren sollten, vertrauten dem flinken Flügelflitzer. Zu Recht, denn Irmen sah seine Aufgabe nicht nur darin, Tore auf beiden Angriffsseiten vorzubereiten. Er traf auch selbst ins Schwarze – insgesamt 19 Mal bei 85 Einsätzen in der Oberliga Nord.

7:0 gegen die alte Liebe und das richtige Fußspitzengefühl

Überdies bestritt Paul Irmen 15 Auswahlspiele für Norddeutschland und Niedersachsen – ein Engagement, das der regionale Fußballverband 1955 mit der silbernen Ehrennadel belohnte. Zwei dieser Partien schafften es denn auch in die Auswahl von Irmens Lieblingsspielen, zu denen er außerdem das legendäre 4:4 gegen den Hamburger SV am 24. Februar 1952 (siehe unser Brückenschlag Nr.64) und ein nachgerade sensationelles Testspiel zählte. 1947 trat der VfL zu einem freundschaftlichen Leistungsvergleich gegen Irmens Ex-Klub an und gewann sage und schreibe mit 7:0.

1953 beendete Paul Irmen seine Profilaufbahn, blieb dem Fußball aber als Trainer regionaler Vereine – später auch als Coach der VfL-Amateure – verbunden. Sein Geld verdiente der gelernte Friseurmeister aber vor allem mit seinen Salons. Am Bahnhof, am Schloßwall oder im Schinkel legte Paul Irmen selbst Hand an und inspirierte Journalisten zu ganz eigenwilligen Stilblüten.

„Sorgfältig frisiert zu werden, soll, wenn der Friseur das richtige Fingerspitzengefühl hat, eine angenehme Sache sein“, war da beispielsweise zu lesen. „Aber auch die sorgfältigste Frisur kann nicht standhalten, wenn sich die gegnerische Verteidigung beim blitzschnellen Antritt Paul Irmens verzweifelt die Haare rauft. ´Paule´ hat nicht nur das richtige Fingerspitzen-, sondern auch das richtige Fußspitzengefühl.“

Alte Fotos dokumentieren den Status als „rasender Friseur“, doch ohne Ball sah man Paul Irmen auch nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn selten. 1976 erlitt er am Spielfeldrand einen schweren Herzinfarkt. Der populäre Fußballer und Trainer wurde nur 54 Jahre alt.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: VfL-Museum