Sieben Jahre lang hatte Waldhof Mannheim in der 1. Bundesliga gespielt – doch 1990 endete die bis dahin erfolgreichste Epoche der Vereinsgeschichte. Der Abstieg sollte umgehend korrigiert werden, während der VfL im mit 20 Mannschaften besetzten Unterhaus vor allem den Klassenerhalt im Visier hatte.

Die Spielzeit 90/91 begann für beide Klubs optimal: Mannheim gewann das erste Zweitligaspiel seit 1983 gegen Blau-Weiß Berlin mit 2:0, während die Lila-Weißen einen 3:0-Ausswärtssieg bei Schweinfurt 05 feiern konnten. Doch schon der zweite Auftritt sorgte für ärgerliche Punktverluste. Die Waldhöfer kamen in Braunschweig nicht über ein 1:1 hinaus, während der VfL sein Heimspiel gegen den MSV Duisburg verlor (0:2). Wenige Tage später standen sich beide Teams im Stadion am Alsenweg gegenüber, wo die Rollen klar verteilt schienen.

In Mannheims Startelf standen u.a. Christian Wörns, Roland Dickgießer und Dieter Hecking und zunächst ließ der Favorit keinen Zweifel daran, wer dieses Spiel locker nach Hause bringen wollte. Sieben Ecken und gleich mehrere hochkarätige Chancen zählte NOZ-Reporter Harald Pistorius, ehe Branko Žeravica Gerd Dais im Strafraum zu Fall brachte und der Gefoulte selbst zum 1:0 traf.

Doch anschließend stellten die Gastgeber weitgehend den Betrieb ein – sehr zum Ärger von Walhof-Trainer Günter Sebert, der nach dem Spiel zu Protokoll gab, man hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn das Spiel unentschieden ausgegangen wäre. Ging es allerdings nicht, denn der VfL versäumte es trotz vieler hochkarätiger Chancen im zweiten Durchgang, den Ball über die Mannheimer Linie zu befördern.

Vor dem Rückspiel am 5. März 1991 hatte sich die Situation für den VfL weiter verschärft. Die Lila-Weißen standen nun auf einem Abstiegsplatz, während Mannheim mit drei Punkten Rückstand (alte Zählweise) auf den Relegationsplatz noch am Ziel direkter Wiederaufstieg arbeitete. Doch diesmal stellte der VfL die Weichen früh in die richtige Richtung. Nach einem Eckball von Ralf Heskamp war Dirk Gellrich per Kopf zur Stelle und markierte bereits in der 6. Minute das 1:0 für die Osnabrücker. Nach dem Seitenwechsel versuchten sich nun die Waldhöfer in bedingungslosem Anrennen, aber Wolfgang Kellner präsentierte sich an diesem Dienstagabend in absoluter Topform. Zahlreiche Großchancen scheiterten am reaktionsschnellen VfL-Keeper, am Ende reichte es – wie im Hinspiel – mit dem knappsten aller Ergebnisse für einen Sieg der Hausherren.

16 Spiele später beendete Waldhof Mannheim eine dann doch enttäuschende Saison auf Rang 7. Neun Punkte fehlten auf den Relegationsplatz. Die Lila-Weißen retteten sich dagegen am allerletzten Spieltag mit einem 5:1-Sieg in Havelse über den Strich. Mit zwei Punkten weniger auf dem Konto hätte sie nur die bessere Tordifferenz vor dem Abstieg bewahren können. Der unscheinbare Heimsieg gegen Waldhof Mannheim war schließlich doch ein wichtiger Baustein in dieser nervenaufreibenden Spielzeit.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Neue Osnabrücker Zeitung