Er war eigentlich Torwart und wenn ihm eine Granate nicht die rechte Hand abgerissen hätte, wäre Willy Tröger wohl auf seinem Platz zwischen den Pfosten geblieben. So aber musste er nach dem Zweiten Weltkrieg umschulen und fand auf der neuen Position seine eigentliche Bestimmung. Die Popularität des gebürtigen Zwickauers reichte weit über die DDR hinaus bis ins Mutterland des Fußballs, wo die Presse den „einhändigen Tröger“ als „einen der besten Mittelstürmer Europas“ feierte.

Der „Tröger-Will“ kam über Zwickau-Oberhohndorf und Wismut Cainsdorf 1951 nach Aue – pünktlich zum Aufstieg der BSG Wismut in die Oberliga. In den kommenden zehn Jahren absolvierte er in der höchsten Spielklasse der DDR 237 Partien. Beidfüßig und schussgewaltig gelangen ihm 114 Tore, 25 weitere im FDGB- und Europapokal und außerdem noch zehn Treffer in seinen 15 Länderspielen für die Auswahl der DDR.

Tröger stellte seine Extraklasse aber auch in Freundschaftsspielen unter Beweis. Beim legendären „Gipfeltreffen“ mit dem 1. FC Kaiserslautern am 6. Oktober 1956 brillierten die Pfälzer mit ihren „Helden von Bern“ und dem vielleicht schönsten Tor aller Zeiten, das der fliegende Fritz Walter mit der Hacke erzielte. Auf der anderen Seite brachte Willy Tröger seinen Gegenspieler Horst Eckel an den Rand der Verzweiflung und traf zweimal ins Lauterer Tor. Noch Jahre später erinnerte sich Eckel – vielleicht mehr noch als an das für ihn erfreuliche Endergebnis (5:3) – an den Stürmer der Sachsen: „Der Hund war sauschnell, nicht zu halten …“

Mit seinem Verein, der in den 50ern zeitweise als SC Wismut Karl-Marx-Stadt firmierte, wurde Tröger FDGB-Pokalsieger und dreimal DDR-Meister. Das weckte auch in Westdeutschland reges Interesse an dem Ausnahmestürmer. Borussia Dortmund soll ihm neben einem ansprechenden Handgeld auch den damals üblichen Zeitungskiosk angeboten haben. Doch der Transfer scheiterte offenbar an den politischen Rahmenbedingungen.

Willy Tröger blieb bis zum Ende seiner Karriere im Jahr 1961 bei den „Veilchen“ und machte sich später um den Nachwuchs der BSG Wismut Pirna-Copitz verdient. Das Stadion des örtlichen VfL Pirna-Copitz trägt heute seinen Namen. Willy Tröger starb am 30. März 2004 im Alter von 75 Jahren.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Willy Tröger im Vorwärtsgang © FC Erzgebirge Aue