Noch nie zuvor hatte der VfL in einer Liga mit dem 1. FC Köln gespielt. Aber das war auch nicht nötig, um die Rollen vor dem 1. November 2007 klar zu verteilen. Gegen den haushohen Favoriten aus der Domstadt hatten die Lila-Weißen allenfalls eine Außenseiterchance.

Der Star war der Trainer, aber er war nicht der einzige. Nachdem die Kölner den direkten Wiederaufstieg im Frühjahr 2007 deutlich verpasst hatten, ließ Christoph Daum seine Verbindungen in die Türkei spielen und lotste neben Keeper Faryd Mondragón auch den Abwehrstrategen Ümit Özat an den Rhein. Sie liefen in der damaligen osnatel ARENA an der Seite von Youssef Mohamad, Marvin Matip, Tobias Nickenig, Kevin Schöneberg, Roda Antar, Fabrice Ehret und Matthias Scherz auf. Das Sturmduo bildeten Patrick Helmes, der wenige Monate zuvor sein erstes Länderspiel absolviert hatte, und der slowenische Ausnahmestürmer Milivoje Novakovič.

Das sollte eigentlich reichen, um eine Erfolgsgeschichte der Lila-Weißen zu beenden. Schließlich hatten die Schützlinge von Pele Wollitz seit dem 6. Mai 2006 kein Heimspiel mehr verloren. Doch 24 ungeschlagene Partien vor eigenem Publikum ließen den Gästetrainer kalt. Wie er diese Serie denn beenden wolle, fragte vfl.de Christoph Daum im Vorfeld. „Indem wir ein Tor mehr schießen als der VfL“, lautete die knappe Antwort.

Doch der Meistertrainer hatte die Rechnung einmal mehr ohne seine Spieler gemacht, die nach elf Ligaeinsätzen noch nicht über Tabellenplatz 6 hinausgekommen waren. Köln wirkte an diesem Donnerstagabend müde und einigermaßen planlos, während der VfL im ersten DFL-Livespiel seit mehr als sechs Jahren sofort Druck machte. Schon in der 6. Minute erzielte Marcel Schuon nach einer schwachen Faustabwehr von Faryd Mondragón den Führungstreffer. Keine zwei Minuten später bediente Paul Thomik den Kollegen Thomas Reichenberger, der mit einem seiner eher seltenen Kopfballtreffer auf 2:0 erhöhte. Die begeisterten VfL-Fans trauten ihren Augen nicht, doch ihre Lila-Weißen blieben am Drücker, verteidigten konsequent und hätten ihre Führung durch den agilen Gaetano Manno oder Vorlagengeber Thomik sogar noch ausbauen können.

Es dauerte gut 50 Minuten, ehe die Geißböcke die Schlagzahl erhöhten. Ballverluste im Mittelfeld führten nun zu einigen brenzligen Situationen, doch auf die VfL-Abwehr um den Ex-Kölner Thomas Cichon und den reaktionsschnellen Schlussmann Frederik Gößling war auch im zweiten Durchgang Verlass. Nur einmal konnten sie den schnellen, trickreichen Patrick Helmes nicht rechtzeitig stoppen. Doch der Anschlusstreffer in der 56. Minute blieb am Ende folgenlos. Nach einer beeindruckenden spielerischen und kämpferischen Leistung gewann der VfL mit 2:1 und rückte in der Zweitligatabelle bis auf drei Zähler an die Kölner heran.

Doch das sollte sich im weiteren Saisonverlauf noch ändern. Als am 18. Mai 2008 abgerechnet wurde, fuhr der VfL mit zwei Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz über die Ziellinie. Köln stand bereits nach dem 33. Spieltag als Aufsteiger in die Bundesliga fest. Nach dem Gastspiel in Osnabrück gewannen die Domstädter vier der letzten fünf Hinrundenspiele. Im ersten Halbjahr 2008 revanchierten sie sich mit einem 2:0-Erfolg für die Niederlage an der Bremer Brücke und sammelten darüber hinaus noch 27 Punkte ein.

Patrick Helmes traf auch im Rückspiel gegen den VfL. Später lief er für Leverkusen und Wolfsburg auf, ehe er nach Köln zurückkehrte und dann die Trainerlaufbahn einschlug. Seit Anfang dieses Jahres führt er an der Seitenlinie der Sportfreunde Siegen Regie.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Patrick Helmes jubelt nach dem Anschlusstreffer, doch am Ende gewinnt der VfL mit 2:1 © IMAGO / Chai v.d. Laage