Sie wurden auf den Tag genau vor 75 Jahren geboren, waren beide leidenschaftliche Fußballer und gingen schließlich doch ganz unterschiedliche Wege. Klaus-Willi „Atze“ Baumanns blieb den Lila-Weißen über Jahrzehnte verbunden und wurde als erster VfLer mit einem Abschiedsspiel geehrt. Seinen Bruder Dieter zog es in den Süden und Westen, ehe er in seine Heimatstadt zurückkehrte.

Am 15. September 1948 in Mönchengladbach geboren, war der Bökelberg für die Baumanns-Brüder naturgemäß die erste Adresse. Hier lernten sie das Fußballspielen und hier wäre ihnen womöglich auch der Sprung auf die ganz große Bühne gelungen, wenn Kulttrainer Hennes Weisweiler Ende der 1960er Jahre nicht schon ein meisterschaftsreifes Starensemble zur Verfügung gehabt hätte. Gegen die Vogts, Netzers und Wimmers (und die ein halbes Jahr jüngeren Kremers-Zwillinge) gab es vorerst kein Durchkommen und so wurde die Einberufung zur Bundeswehr auch eine sportliche Alternative. Borussia Mönchenglabbach lieh seine Jungprofis an Holstein Kiel aus, sodass Dieter und Klaus-Willi neben ihrem Dienst bei der Flugabwehr in Lütjenburg fußballerische Praxiserfahrung bei den Störchen sammeln konnten.

Zwei Jahre kickten die Brüder in der Regionalliga Nord und kreuzten hier bereits den Weg der Lila-Weißen, ehe der frühere VfL-Präsident und nunmehrige Ligaobmann und Talentsucher Dr. Erwin Kümper die beiden zur Bremer Brücker lotste. In den folgenden zwei Jahren bestritt Dieter 43 Partien für den VfL, in denen ihm neun Tore gelangen. Obwohl das zweite Jahr deutlich besser lief als das erste, wechselte er 1972 in die 1. Amateurliga Schwarzwald-Bodensee zum FC Villingen 08. Die nächste Station hieß Alemannia Aachen und die Saison 1974/75 sah die Baumanns-Brüder wieder auf einem Fußballplatz – allerdings auf unterschiedlichen Seiten. Während Stürmer Dieter im Trikot von Alemannia Aachen auflief und am 31. Januar 1976 sogar das 2:1-Siegtor gegen seinen alten Verein erzielte, trug Abwehrstratege Klaus-Willi noch immer lila-weiß.

Der reaktionsschnelle, clevere Verteidiger war an der Bremer Brücke längst „Atze“ getauft und zu einem echten Publikumsliebling geworden. Als er seine aktive Laufbahn vier Jahre später nach einer Meniskusverletzung aufgeben musste, hatte er 323 Punktspiele bestritten und wurde auf Initiative von Helmut Kalthoff als erster VfLer überhaupt mit einem Abschiedsspiel geehrt. „Das war ein großartiges Erlebnis“, erinnert sich Atze Baumanns im Gespräch mit vfl.de. Am 23. September 1980 trat er mit seinen Mannschaftskameraden gegen ein „All Star“-Team an und erlebte auf den Schultern von Gerd-Volker Schock eine letzte Ehrenrunde an der Bremer Brücke.

Sein Bruder hatte zu diesem Zeitpunkt 100 Zweitligaspiele für die Alemannia absolviert und war anschließend zum belgischen Vertreter AS Eupen gewechselt. Sogar ein Gastspiel in den USA stand noch zur Diskussion, doch die Belgier forderten eine Ablösesumme, die San Diego offenbar nicht bezahlen wollte.

Auch nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn blieben die Baumanns dem runden Leder verbunden. Dieter betreute Fortuna Mönchengladbach, während „Atze“ eine Reihe bekannter hiesiger Vereine wie den VfR Voxtrup, Blau-Weiß Schinkel oder den VfL Kloster Oesede trainierte. Anschließend kehrte er zu den Lila-Weißen zurück, coachte zunächst die A-Jugend und war dann noch fünf Jahre lang als Co-Trainer der ersten Mannschaft aktiv.

Bis heute verfolgt Atze Baumanns jeden Auftritt des VfL, dem er in der laufenden Saison noch einiges zutraut. „Das war kein guter Start, aber die Liga ist natürlich sehr stark besetzt. Wir haben eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft, die sicher noch ihre Punkte holen wird,“ so Atze Baumanns.


Text: Thorsten Stegemann

Foto: Klaus-Willi Baumanns, Siegmund Saborrosch und Dieter Baumanns (v. l. n. r.) im Sommer 1968 beim Probetraining bei Holstein Kiel.

Foto von Friedrich Magnussen (1914-87), Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE