Im Mai 1945 glichen weite Teile Deutschlands und Europas einer Trümmerlandschaft. Doch das Ende des Weltkrieges und der Zusammenbruch der nationalsozialistischen Terrorherrschaft schürten auch die Hoffnungen auf einen Neuanfang. Der Sport spielte dabei eine wichtige Rolle. Schon im Oktober begann eine Osnabrücker Stadtmeisterschaft, an der allerdings kein Verein für Leibesübungen teilnahm.
Osnabrück lag in der britischen Besatzungszone, deren Militärregierung die Wiederbelebung der Fußballwettbewerbe deutlich kritischer sah als US-Amerikaner und Franzosen, die schnell wieder überregionale Meisterschaften zuließen. Im Norden und Westen wurden zunächst nur Bezirks- oder Kreisligen erlaubt – und die alten Vereinsnamen verboten. Um an der Stadtmeisterschaft Osnabrück teilnehmen zu können, schloss sich die eigentlich schon aufgelöste SpVgg Haste mit dem SC Haste zum TuS Haste 01 zusammen. Aus dem früheren TSV wurde Eintracht Osnabrück und aus Rasensport der Einfachheit halber Grün-Weiß Osnabrück. Der VfL nahm als 1. FSV Osnabrück einen neuen Anlauf, hatte allerdings einige Schwierigkeiten mit der innerstädtischen Konkurrenz.
Nach 14 Spieltagen belegten die ehemaligen VfLer den dritten Tabellenplatz hinter Meister TuS Haste und der zweitplatzierten Eintracht. Damit hätte es für diesmal sein Bewenden haben können, doch die Besatzungsbehörde ließ dann doch die Organisation einer „Norddeutschen Meisterschaft“ zu, an der statt Haste oder Eintracht der FSV teilnehmen sollte. In der ersten Runde bezwangen die Osnabrücker ATS Bremerhaven mit 2:1. Am 21. Juli 1946 kam es dann auf dem Platz an der Jahnstraße zum Duell mit dem FC St. Pauli, aber der 4:2-Erfolg erwies sich für den FSV schließlich als Muster ohne Wert. Die Militärregierung brach den laufenden Wettbewerb ab. Eigentlich verstieß er ja gegen die Statuten, die allerdings nicht mehr lange Bestand hatten.
Denn nur zwei Monate später hatte der VfL seinen Namen zurück und überregionale Wettbewerbe waren auch im Norden und Westen wieder möglich. Die Nordstaffel der Oberliga Niedersachen bescherte den Lila-Weißen 1946/47 nicht nur Stadtderbys gegen Haste und Eintracht, sondern auch Spiele gegen Werder Bremen oder den VfB Oldenburg. In der Abschlusstabelle belegte der VfL, der 108 Tore in 24 Partien erzielt hatte, Platz 2 – hinter den Kickern von der Weser, die noch einen Treffer und zwei Punkte mehr auf dem Konto hatten.
Ein weiteres Jahr später gehörte der VfL zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Nord, die mit den Staffeln Süd, West, Südwest und (West-)Berlin bis 1963 die höchstmögliche Spielklasse bildete.
Text: Thorsten Stegemann
Bild: VfL-Museum