Am kommenden Samstag (Anpfiff: 13:00 Uhr) startet der VfL Osnabrück in die 26. Zweitliga-Saison seit 1974. Gegner der Lila-Weißen ist der Karlsruher SC, dem zuletzt viermal in Folge der Klassenerhalt im Fußball-Unterhaus gelang. Mit dem runderneuerten Wildpark-Stadion und einem der prominentesten Neuzugänge der Liga peilen die Badener nun die nächsten Ziele an.

Am 19. Juli war es endlich soweit: Zur Eröffnung des für etwa 155 Millionen Euro modernisierten Wildpark-Stadions strömten 34.000 Fans in die Arena. Als Premierengast hatte sich der FC Liverpool mit Kulttrainer Jürgen Klopp angesagt und am Ende übertraf das freundschaftliche Duell noch die hochgesteckten Erwartungen. Der KSC führte zwischenzeitlich mit 2:1 und hielt ein 2:2-Unentschieden bis in die Nachspielzeit, ehe ein Doppelschlag von Diogo Jota die Parte zugunsten des Favoriten entschied.

„Als Cheftrainer ist es super, einen solchen Spieler zu haben“

Auffälligster Akteur der Gastgeber war Lars Stindl, der in diesem Sommer zu seinem Heimatverein zurückkehrte. Von 2000 bis 2007 hatte er bereits die Jugendmannschaften des KSC durchlaufen, später auch für das Erst- und Zweitligateam gespielt, ehe er fünf Jahre für Hannover 96 und weitere acht für Borussia Mönchengladbach auflief. Mit der Erfahrung von 350 Bundesliga-, 19 Champions League- und 11 Länderspielen steht er nun wieder in Diensten des KSC, der mit der Verpflichtung seines Eigengewächses bei den Anhängern der Blau-Weißen eine ähnlich große Euphorie auslöste wie mit der Fertigstellung des Wildparks. „Wir bekommen einen Spieler, der in der Offensive vielseitig einsetzbar ist und uns mit seiner Klasse enorm weiterhelfen wird. Als Cheftrainer ist es super, künftig einen solchen Spieler im Kader zu haben“, freute sich auch Coach Christian Eichner.

Dass Stindl die Offensivqualitäten des KSC, der schon in den letzten drei Jahren jeweils mehr als 50 Tore erzielte, weiter optimieren wird, steht wohl außerfrage, zumal mit Marvin Wanitzek (10 Tore in der Saison 22/23) und Fabian Schleusener (13) zwei treffsichere Karlsruher gehalten werden konnten. Der von Kopenhagen ausgeliehene Goalgetter Mikkel Kaufmann trägt nun allerdings das Trikot von Union Berlin und der 21-jährige defensive Mittelfeldmann Tim Breithaupt wechselte ebenfalls in die Bundesliga – zum FC Augsburg.

Neben diesen beiden „Aufsteigern“ verließ ein gutes Dutzend weiterer Spieler den Wildpark, unter ihnen auch der zuletzt in die Schlagzeilen geratene, ehemalige VfL-Keeper Marius Gersbeck, der zu Hertha BSC wechselte, sowie Abwehrrecke Daniel Gordon, der seine Fußballschuhe mit nunmehr 38 Jahren endgültig an den Nagel hängte.

Ob und wie Torwart Patrick Drewes (Sandhausen), der defensive Mittelfeldakteur Dzenis Burnic (Heidenheim) oder die Abwehrspieler Marcel Beifus (St. Pauli), Robin Bormuth (Paderborn) und David Herold (Bayern München II) die Lücken schließen können, werden die nächsten Wochen zeigen. Ein Platz im oberen Tabellendrittel erscheint – nach Rang 7 in der letzten Spielzeit – nicht unrealistisch.

Vorbereitung

Der KSC zeigte sich in der Vorbereitung auf die Spielzeit 2023/24 gleich mehrfach besonders torhungrig. Die SpVgg Ketsch hatte beim 0:18 nicht den Hauch einer Chance und auch der zypriotische Vertreter A.E. Zakakiou erwischte keinen guten Tag (0:6). Karlsruhe gewann außerdem gegen Türkgücü München (3:2) und die TSG Balingen (4:0), unterlag aber Viktoria Pilsen (0:3) und – wie erwähnt – dem FC Liverpool (2:4). Die am Ende torlose Generalprobe absolvierten Eichners Schützlinge am vergangenen Samstag gegen den Bundesligaaufsteiger Darmstadt 98.

Taktisches

Der KSC dürfte am Sonntag mit einer 4-4-2-Formation in die neue Saison starten. Zwischen den Pfosten hat Patrick Drewes den Dreikampf um die Nachfolge von Marius Gersbeck bis auf weiteres für sich entschieden. Gondorf, Nebel, Stindl und Wanitzek überzeugten gegen Liverpool und Darmstadt als variable, spielfreudige Mittelfeldraute, in der Doppelspitze sollte eine Position an Fabian Schleusener vergeben sein. Neben ihm könnte der Georgier Budu Zivzivadze auf Torejagd gehen.

Lila-Weiß gegen Blau-Weiß

Mit dem 1:0-Auswärtssieg in der Zweitliga-Saison 20/21 sorgte der VfL für eine nahezu perfekte statistische Balance. Seit der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1969 gab es 27 Begegnungen zwischen Osnabrück und Karlsruhe. Neun gewannen die Lila- und neun die Blau-Weißen. Die neun verbleibenden Partien endeten unentschieden.


Text: Thorsten Stegemann

Foto: osnapix