Am Sonntagvormittag fand die Jahreshauptversammlung des VfL von 1899 e.V. Osnabrück statt. Die wirtschaftliche Entwicklung des VfL ist positiv, das zeigten die Jahresergebnisse des Vereins und der ausgegliederten Spielbetriebsgesellschaft. Während über die Anträge zur Satzungsänderung nicht abgestimmt wurde, fanden die Wahlen für Präsidium und Ehrenrat statt. Dabei wurden alle bisherigen Amtsinhaber in ihren Funktionen bestätigt, Holger Elixmann bleibt also auch für die kommenden drei Jahre Vereinspräsident der Lila-Weißen.

VfL-Präsident Holger Elixmann begrüßte um 11:11 Uhr die anwesenden Mitglieder zur Jahreshauptversammlung 2024 und übergab im Anschluss an VfL-Mitglied Marc Schewski, im Berufsleben Bürgermeister der Gemeinde Hilter, der zum Versammlungsleiter gewählt wurde und die rund vierstündige Veranstaltung sachlich und souverän leitete. Die Stimmungslage rund um den VfL ist aufgrund der sportlichen Situation angespannt, dennoch nahm die Versammlung durchweg einen harmonischen und wertschätzenden Verlauf.

Elixmann: „125 Jahre sind nur der Anfang, es lebe der Verein!“

Nach dem Gedenken an verstorbene Mitglieder und den Ehrungen von Jubilaren, die wie gewohnt zu einer separaten Veranstaltung eingeladen werden, berichtete zunächst das Präsidium, dann die Abteilungen des Vereins aus dem zurückliegenden Jahr. Präsident Elixmann erwähnte in seinen Ausführungen verwirklichte Erfolge wie die Einführung einer neuen Beitragsstruktur, Veranstaltungen im Jubiläumsjahr, die Verdoppelung der Mitgliederzahl seit Amtsantritt oder die Stabilität der Mitgliedsbeiträge und Finanzen. Er nutzte zudem die Gelegenheit, sich bei seinen drei Vizepräsidenten zu bedanken: „Wir sind uns im Präsidium sicher nicht immer einig und vertreten nicht immer die gleiche Meinung. Aber trotz interner Diskussionen sprechen wir nach außen mit einer Stimme, das ist nicht selbstverständlich. Dafür und die Zusammenarbeit an sich möchte ich mich herzlich bei Christoph Determann, Nikolaus Hahnenkamp und Michael Wernemann bedanken.“ In seiner Funktion als Beiratsvorsitzender nahm Elixmann auch Bezug zur aktuellen sportlichen Situation und den verschiedenen Infrastrukturprojekten, bei dem insbesondere der im Oktober getroffene Ratsbeschluss, der die weitere Planung zur Sanierung der Bremer Brücke ermöglicht, ein Meilenstein für den VfL bedeutet: „Unabhängig von der Ligazugehörigkeit ist die Sanierung der Brücke fundamental, um für Profifußball in Osnabrück notwendige und wettbewerbsfähige Strukturen zu schaffen, um überhaupt Profifußball in Osnabrück zu erhalten. 125 Jahre sind nur der Anfang, es lebe der Verein!“

Auch die fünf Abteilungen des VfL von 1899 e.V. Osnabrück blickten auf ein intensives und erfolgreiches Jahr zurück. Benjamin Wischmeyer sorgte als Leiter der Fanabteilung für zwei emotionale Momente des Tages. Mit seinen persönlichen Ausführungen zu den verstorbenen Mitgliedern Herbert Knüppe und Jörg Paskert sorgte er für Gänsehaut bei den anwesenden Mitgliedern und Applaus für zwei große VfL’er. Er ermutigte zudem alle Mitglieder, Verantwortung für den VfL zu übernehmen und sich, auch mit der Bekleidung eines Ehrenamtes, zu engagieren.

Michael Wernemann sprach als Vizepräsident für die Fußballabteilung. Genau wie Wischmeyer konnte auch er neben dem Mitgliederzuwachs ein positives Jahresergebnis verkünden. Die mitgliederstärkste Abteilung des Vereins verzeichnete in 2023/24 ein Betriebsergebnis in Höhe von 129.009 Euro. Für das laufende Geschäftsjahr ist ein Ergebnis in Höhe von 153.480 Euro geplant.

Um neue Mitglieder warb Abteilungsleiterin Doris Hegekötter für die Gymnastikabteilung, dafür wurde ein Flyer produziert, der das breite Sportprogramm darstellt. Das Miteinander in der Abteilung steht auch abseits der sportlichen Aktivitäten im Vordergrund. So freuten sich die Mitglieder der Gymnastikabteilung unter anderem über eine Fahrt nach Borkum oder das gemeinsame Grünkohlessen.

Einmal mehr von einem sehr erfolgreichem Sportjahr konnte Harry Krogull als Abteilungsleiter der Schwimmabteilung berichten. In insgesamt 45 Wettkämpfen mit über 2.600 Starts gab es zahlreiche Medaillen und Rekorde: Gewonnen wurden unter anderem drei Silbermedaillen bei den Junioren-Europameisterschaften. Auf nationaler Ebene wurden fünf Goldene, zwei Silberne und zwei Bronze-Medaillen bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften gewonnen. Auch im Para-Schwimmen ist der VfL sehr erfolgreich unterwegs. Krogull machte außerdem auf ein großes Ziel aufmerksam: „Wir wollen drei Schwimmer bei den Olympischen Spielen 2028 in den USA stellen!“ Neben dem Leistungsschwimmen stehen aber auch die Nachwuchsschwimmer im Fokus, insbesondere die Nicht-Schwimmer, die über verschiedenste Kooperationen, zum Beispiel mit 35 Kindergärten, ans Schwimmen herangeführt werden. Rund 400 Kinder im Vorschulalter haben durch ihre Mitgliedschaft Schwimmunterricht beim VfL erhalten.

Klassischer Breitensport wird in der Tischtennisabteilung betrieben, die von Ralf Wöstmann geleitet wird, der zusammen mit allen anderen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern mit 98 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt wurde. Die Tischtennisspieler sind auf Kreisebene unterwegs – übrigens in neuen lila-weißen Trikots. Sie nehmen an Spielen und Turnieren in der Stadt und Region teil, pflegen ihre Gemeinschaft aber auch mit Aktivitäten abseits der Platte.

Verein schließt mit positivem Jahresergebnis ab – Präsidium entlastet

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Zahlen des Gesamtvereins verkündete Vizepräsident Nikolaus Hahnenkamp unter anderem auf Basis des Wachstums von 7.332 auf 8.419 Mitglieder und den daraus resultierenden Mitgliedsbeiträgen ein positives Jahresergebnis nach Steuern in Höhe von 198.585,14 Euro. Zum 30.06.2024 betrug das Eigenkapital des Vereins rund 5 Millionen Euro. Für 2024/25 wird mit einem positiven Jahresergebnis in Höhe von 227.938,80 Euro geplant. Kurzum: Der VfL von 1899 e.V. Osnabrück ist wirtschaftlich sehr solide aufgestellt. In der folgenden Abstimmung wurde das Präsidium mit 91 Prozent bei 219 Ja-Stimmen entlastet (22 Gegenstimmen, 17 Enthaltungen). Der durch die Versammlung genehmigte Haushaltsplan des Gesamtvereins für das Geschäftsjahr 2024/25 sieht einen Jahresüberschuss in Höhe von 227.938,80 Euro vor.

Präsidium mit großer Mehrheit wiedergewählt

Das amtierende Präsidium um Präsident Holger Elixmann und die Vizepräsidenten Christoph Determann, Nikolaus Hahnenkamp und Michael Wernemann stellte sich zur Wiederwahl und wurde satzungsgemäß dafür vom Wahlausschuss vorgeschlagen. Weitere Kandidatinnen oder Kandidaten gab es nicht. Alle vier Präsidiumsmitglieder wurden per Einzelwahl mit jeweils überwältigender Mehrheit wiedergewählt und nahmen die Wahl mit Dank an die Mitglieder an.

Kandidat Amt Ja Ja in % Nein Enthaltungen
Holger Elixmann Präsident 220 86 37 15
Christoph Determann Vizepräsident 190 80 50 28
Nikolaus Hahnenkamp Vizepräsident 223 92 22 24
Michael Wernemann Vizepräsident 187 78 52 35

 

Bei der zweiten Wahl des Tages ging es um zwei Plätze im Ehrenrat, für die sich Christian Lötzke und Anna Müller als bestehende Mitglieder des Gremiums zur Wiederwahl stellten. Auf Lötzke aus der Fanabteilung vereinten sich 182 Ja-Stimmen (29 Gegenstimmen, 46 Enthaltungen), für Müller aus der Gymnastikabteilung stimmten 235 Mitglieder (16 Gegenstimmen, 10 Enthaltungen).

Geschäftsführer-Duo Kaufmann und Welling beleuchten die KGaA

Nach der Pause berichtete Philipp Kaufmann, der seit März 2024 als Geschäftsführer Sport für die ausgegliederte Spielbetriebsgesellschaft tätig ist. Er blickte zurück auf die ersten Themen und Ziele seit seinem Amtsantritt, die sich auf die Kaderplanung, die Neustrukturierung des Scoutings (Regionale Abdeckung der Kernmärkte, Kosteneffizienz, Diversität im Scouting-Team), Stärkung des Nachwuchsleistungszentrums und die Etablierung eines Übergangsbereiches (Ziel: Einsatzzeiten im Lizenzspielerbereich und Marktwertsteigerung) sowie die nachhaltige Etablierung von leistungsfördernden und -erhaltenden Strukturen (u.a. Einführung Datenbank) bezogen und weiterhin beziehen. Kaufmann nahm aber auch Stellung zur aktuellen sportlichen Situation, die bereits beim Fan-Dialog am Montag ausführlich thematisiert wurde, weshalb es im Lauf der Versammlung nur wenige Redebeiträge und Fragen der Mitglieder gab: „Wir sind uns der Lage absolut bewusst, wir sind im Abstiegskampf. Wir stehen in der verdammten Pflicht, alles dafür zu geben, um Punkte einzufahren und über den Strich zu kommen. Ich bin davon überzeugt, dass uns das gemeinsam gelingen wird.“

Dr. Michael Welling, kaufmännischer Geschäftsführer, zog in seinem Bericht ein Fazit zu den wirtschaftlichen Kennzahlen der Saison 2023/24, wo in sämtlichen Erlösbereichen positive Entwicklungen zu verzeichnen sind (u.a. Ablösung Altverbindlichkeiten, Rückkehr zur Eigenvermarktung, Zinserträge, Steigerung Pro-Kopf-Umsatz im Catering). In Summe verkündete Welling für die abgelaufene Saison 25,49 Millionen Euro Gesamtleistung, der 24,85 Millionen Euro Gesamtaufwand entgegenstehen. Das bedeutet ein Jahresergebnis in Höhe von 622.000 Euro bei 2,73 Millionen Euro Eigenkapital. Zum Ende seiner Ausführungen gab Welling einen Überblick zu den Status der verschiedenen Infrastruktur-Projekte rund um die Weiterentwicklung der Illoshöhe, wo in der kommenden Woche eine von Natur- zu Kunstrasen umgewandelte Spielfläche eingeweiht wird, und das Trainingsgelände am Schinkelberg, wo ab Sommer 2025 der Bau des zweiten Rasenplatzes, Nebenflächen und eines Funktionsgebäudes in Angriff genommen werden soll. Zudem interessierte die Mitglieder die Arbeit der Projektgruppe Bremer Brücke nach der Mittelfreigabe des Rates der Stadt Osnabrück für die Planungskosten bis zur Baugenehmigung. So beschrieb Welling die bisher erreichten Meilensteine, den grundsätzlichen Projektaufbau mit seinen verschiedenen Akteuren und den definierten Teilprojekten. Ziel sei es, jetzt in einem ambitionierten Zeitplan die Hausaufgaben zu erledigen, damit dem Rat der Stadt Osnabrück Richtung September/Oktober 2025 eine Entscheidungsgrundlage vorliegt, um darüber abzustimmen, ob die Bremer Brücke tatsächlich saniert wird.

Keine Abstimmung über Satzungsänderungen

Die ursprünglich auf der Tagesordnung vorgesehenen Punkte zur Satzungsänderung wurden nicht behandelt, da das dafür notwendige Quorum von 10 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder (entspricht 699 Mitgliedern) nicht anwesend war. Mit Beginn der Jahreshauptversammlung fanden sich 257 stimmberechtigte Mitglieder in der OsnabrückHalle ein, in der Spitze waren es rund 280 Mitglieder, doch zum Zeitpunkt des Tagesordnungspunktes nur noch knapp über 200 Mitglieder. Satzungsgemäß wird eine Folgeveranstaltung im Januar 2025 stattfinden, um dort über die Satzungsänderungen abzustimmen. Dabei entfällt dann die beschriebene 10-Prozent-Hürde der anwesenden Mitglieder.

So schloss Versammlungsleiter Marc Schewski nach 4 Stunden und 20 Minuten die Versammlung und der alte und neue Präsident Holger Elixmann verabschiedete die Mitglieder mit einem Dank für das Erscheinen und der Nutzung des Stimmrechtes zur Mitgestaltung des VfL.


Text: Sebastian Rüther
Fotos: osnapix