Am vergangenen Mittwoch fand im Rahmen einer Feierstunde eine besondere Verleihung statt. Felix Löwenstein, Förderer und Funktionär des VfL in den 20er und 30er Jahren wurde anlässlich seines 140. Geburtstages im August posthum zum Ehrenmitglied des VfL ernannt. Das Bündnis Tradition lebt von Erinnerung erklärt, warum diese Ehrung, die im Beisein der Nachfahren vorgenommen wurde, einen wichtigen Schritt für den Verein darstellt.
„Man kann Unrecht nicht ungeschehen machen – aber man kann es sich eingestehen.“ Mit diesem Satz wies die aktive Fanszene des VfL in diesem Jahr im Rahmen des Aktionsspieltages „Nie wieder!“ auf einen Umstand hin, der im Rahmen des Bündnisses Tradition lebt von Erinnerung Thema geworden war. In der NS-Zeit integrierte der VfL wie viele – aber nicht alle Vereine – einen sogenannten Arierparagraphen in seine Satzung. Dieser besagte, dass nur Deutsche oder Personen „artverwandten Blutes“ Mitglieder im VfL sein konnten. Damit war für mindestens ein namentlich bekanntes Mitglied, nämlich Felix Löwenstein, höchstwahrscheinlich aber auch für einige weitere klar, dass ihr Verein, den sie oftmals seit vielen Jahren unterstützt hatten oder in dem sie selbst aktiv waren, sie nicht mehr in ihrer Mitte haben wollte. Was das für die Betroffenen bedeutete, mag man sich heute kaum vorstellen. Plötzlich unerwünscht in der schon zu dieser Zeit als Vereinsfamilie bezeichneten Mitgliederschaft zu sein, war dennoch nur der Beginn vieler weiterer Ausgrenzungen und Diffamierungen, die für viele Sportler und Funktionäre wie auch Felix Löwenstein früher oder später mit dem Tod im Konzentrationslager enden sollte.
Christoph Determann (Vize-Präsident VfL Osnabrück), Martin Ohleyer (Urenkel v. Felix Löwenstein), Frank Lenger (Urenkel v. Felix Löwenstein), Baruch Chauskin (Jüdische Gemeinde Osnabrück), Michael Lenger (Urenkel v. Felix Löwenstein) , Peter Scharmacher (VfL-Museum), Axel Balzer (Ehrenrat), Holger Elixmann (Präsident VfL Osnabrück)
Dr. Hermann Gösmann, damals VfL-„Vereinsführer“ formulierte nach dem Krieg, dass das VfL-Mitglied Felix Löwenstein um 1935 „allein aus rassischen Gründen“ aus dem VfL habe „ausscheiden müssen“. Und dieser Ausschluss oder erzwungene Austritt blieb seither bestehen. Es ist nicht überliefert, dass der VfL Osnabrück seit dem Ende des Unrechtsregimes in irgendeiner Weise offiziell das Unrecht anerkannt hätte, das seinen ehemaligen Mitgliedern angetan wurde. Mit der offiziellen Wiederaufnahme sowie der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft ändert sich dies. Der VfL versteht den offiziellen Akt als Symbol aber auch als Mahnung, sich niemals wieder zum Helfer einer menschenverachtenden Ideologie machen zu lassen sowie als Ansporn, weiterhin die eigene Geschichte mit allen Verwerfungen und Verstrickungen aufzuarbeiten.
Die Feierstunde, zu der neben Präsidium und Ehrenrat des VfL sowie dem Bündnis TLVE viele Angehörige aus der Ur- und Ur-Urenkel-Generation der Familie Löwenstein und Vertreter der jüdischen Gemeinde Osnabrücks gekommen waren, wurde unter anderem durch einen Kurzvortrag von Heiko Schulze zur Lebensgeschichte Felix Löwensteins gestaltet. Auch in Zukunft werden die Bündnispartner ihre gemeinsame Arbeit zur Erinnerung fortsetzen und freuen sich hierzu über weitere Unterstützung aus der Anhängerschaft des VfL.
Text: David Kreutzmann
Fotos: Jonas Jürgens