Die Rahmenbedingungen hätten sich alle anders gewünscht: Sportlich kämpft der VfL derzeit um den Klassenerhalt in der 3. Liga, am vergangenen Freitag war dennoch der Moment, innezuhalten und trotzdem ein wenig zu feiern – sicher nicht den aktuellen Tabellenplatz, sondern die 125-jährige Geschichte des am 17. April 1899 gegründeten VfL Osnabrück. Die Jubiläumsveranstaltung „Minerva & Vino“ im Alando Ballhaus stand ganz im Zeichen von Tradition, Zusammenhalt und der bewegten Geschichte dieses „Herzensvereins“, wie es Moderatorin Anett Sattler formulierte.

Simon Conrads
Simon Conrads

Ein Blick zurück – mit Stolz und Dankbarkeit

Rund 400 Gäste aus der großen VfL-Familie sowie Vertreter aus Sport, Politik und Gesellschaft waren anwesend, um das besondere Jubiläum des VfL gemeinsam zu feiern. Von der Begrüßungsrede von VfL-Präsidenten Holger Elixmann, der eindringlich betonte, dass „das Feuer des VfL, dem letzten Lagerfeuer niemals erlöschen werde“ und sich damit auf ein Zitat aus dem Stadtrat bezog, bis hin zu emotionalen Momenten der Erinnerung: Der Abend war eine Hommage an die vielen Höhen, aber auch Tiefen, die den VfL in seiner 125-järhigen Geschichte geprägt haben und aus denen er stets gestärkt hervorgegangen ist.

Simon Conrads, der Originalsänger der offiziellen VfL-Vereinshymne eröffnete den Abend mit einer emotionalen Live-Performance von „Wir sind alle ein Stück“, bevor die bekannte Sport-Moderatorin Anett Sattler, die dem VfL nicht nur durch die Meisterschaft 2018/19 und ihre frühe Aufstiegs-Prognose besonders verbunden ist, durch das Programm führte. Ehrengäste wie Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, unterstrichen in ihren Reden die Bedeutung des VfL für Stadt und bundesweite Fußballgeschichte. Neuendorf überreichte Elixmann zudem ein besonderes Geschenk: ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit der Rückennummer 125, das einen würdigen Platz im VfL-Museum erhalten wird und auch für VfL-Spieler wie Ronald Maul, Heinz Flotho oder Hannes Haferkamp steht, die es in ihrer Karriere einst bis in die Deutsche Nationalmannschaft schafften.

VfL-Präsident Holger Eiixmann (l.) mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Ein Abend der Legenden

Eines der vielen Highlights des Abends war der „Legenden-Talk“, bei dem Anett Sattler mit Vereinsgrößen wie Aufstiegsheld Uwe Brunn, Rekordspieler Joe Enochs und den Torjägern Thomas Reichenberger und Addy-Waku Menga auf historische Momente zurückblickte. Von Brunns Beteiligung am legendären Elfmeterschießen gegen Union Berlin zum Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2000 über Enochs‘ „Tor des Monats“ im DFB-Pokal gegen Rekordmeister FC Bayern München bis hin zum dramatischen Aufstieg 2006/2007, wo der VfL in den letzten Spielminuten einen Rückstand in einen Sieg gegen RW Ahlen drehte, wurden Erinnerungen unterstützt durch Videoeinspielungen lebendig. Auch schwierige Kapitel, wie die Steuerfahndung 2011, wurden durch Ehrenpräsident Dr. Dirk Rasch thematisiert – ein ehrlicher Blick auf die bewegte Vereinsgeschichte, zu der zweifelsfrei auch Negativerlebnisse gehören.

Standing Ovations erhielt Lothar Gans als „Mr. VfL“, der wie kein Zweiter für die Identifikation mit dem VfL steht und die Bedeutung des Fußballstandorts Osnabrück hervorhob. Mit einem Extra-Applaus wurde auch Vereinslegende Walter Wiethe bedacht, der nach der Erwähnung von Lothar Gans sichtlich gerührt war und sich genau wie weitere ehemalige Spieler wie Marc Heider, Rolf Meyer, Wolfgang Schütte. Andreas Schäfer, Christian Claaßen oder die ehemaligen Geschäftsführer Ralf Heskamp und Benjamin Schmedes sowie der aktuelle Cheftrainer Pit Reimers samt Funktionsteam unter den Gästen befand.

Charity für Kinder im Schinkel

Ein besonderer Höhepunkt des Abends war das Charity-Projekt „Sport vernetzt“, das sich für Sport, Bildung und soziales Engagement im Stadtteil Schinkel, der Heimat des VfL, einsetzt. Florian Kasselmann von „Sport vernetzt“ stellte das Projekt begleitet von Filmaufnahmen von bisherigen Aktivitäten vor. Eine Grußbotschaft von Unterstützer Stefan Wessels, der sich von seiner Nationalmannschaftsreise per Videobotschaft aus England meldete, unterstrich die Bedeutung von „Sport vernetzt“. Warum das Projekt so gut zum gesellschaftlichen Engagement zum VfL passt, machte Geschäftsführer Dr. Michael Welling klar, indem er gleichzeitig Bezug nahm zum Namen der Veranstaltung. „Minerva“ ist eine von drei Fußball-Straßenvereinigungen, auf die der VfL vor der offiziellen Gründung 1899 im Stadtteil zurückgeht. Gleichzeitig war Minerva die römische Göttin der Klugheit und Hüterin der Weisheit. So schließt sich der Kreis zum Projekt „Sport vernetzt“ mit dem Engagement für Sport und Bildung in Schinkel.

Die Charity-Auktion, durchgeführt von Abromeit Auktionen, bei der außergewöhnliche Erlebnisse und einmalige Exponate versteigert wurden – darunter VIP-Karten für das DFB-Pokalfinale, ein Amateurspiel an der Bremer Brücke mit VfL-Rundum-Betreuung von Zeugwart, über Stadionsprecher bis hin zu Social Media Team, oder ein einmaliges VfL-Kunstwerk der Osnabrücker Künstlerin Martina Schulte inklusive Grußbotschaft und Original-Unterschriften der A-Nationalmannschaft des DFB. Insgesamt kamen so 22.440 Euro für „Sport vernetzt“ zusammen – ein starkes Signal für ein wertvolles soziales Projekt und viele Kinder im Stadtteil Schinkel.

Ein Abend voller Kultur und Geschichte 

Musikalisch wurde der Abend von Künstlern wie Saxophonist Matthias Lahrmann und Violinist Lennart Pelz begleitet, während im Hintergrund bewegte Bilder aus 125 Jahren VfL-Geschichte auf der großen Leinwand zu sehen waren. So entwickelte sich zwischen Programm, Essen und Musik eine besondere Atmosphäre und eine insgesamt sehr würdige und stilvolle Jubiläumsfeier zum 125. Geburtstag des VfL. Eine Feier, die ohne die großartige Unterstützung der Partner Brückenpfeiler e.G., Assmann Büromöbel, JOPA, Sparkasse Osnabrück, R. Timpe, TSO Data, Spiekermann & CO AG und Giersch in der Form nicht möglich gewesen wäre. Sie alle haben gemeinsam mit den Gästen und Protagonisten dazu beigetragen, dass der Abend lange positiv im Gedächtnis bleiben wird und einmal mehr gezeigt hat: Der VfL ist mehr als nur ein Fußballverein. Es ist eine Gemeinschaft, die zusammensteht, erinnert und nach vorne blickt. Auf die nächsten 125 Jahre!


Text: Sebastian Rüther
Fotos: osnapix