In der Sitzung am Dienstagabend hat der Rat der Stadt Osnabrück mit großer Mehrheit für die Bereitstellung von Finanzmitteln für die Sanierung der Bremer Brücke votiert. Konkret wurde beschlossen, 4,4 Millionen Euro für weitere Planungsleistungen und einen jährlichen Betrag von 150.000 Euro für Personalkosten im Projektmanagement freizugegeben. Erst wenn auf Basis der weiteren Planungsphasen die Kosten konkreter bestimmt werden, soll über die Investition von derzeit prognostizierten rund 67 Millionen Euro (inkl. Planungsleistungen) im Rat der Stadt Osnabrück abgestimmt werden.

Ursprünglich hatte die von Stadtverwaltung und VfL gemeinsam zum Thema Infrastruktur ins Leben gerufene Projektgruppe vor, bis Ende 2025 dem Stadtrat eine Entscheidungsgrundlage für die Sanierung der Bremer Brücke vorzulegen. Der Handlungsdruck stieg im Mai, nachdem bei einer Routineprüfung die maroden Holzleimbinder eine Sicherheitsgefahr darstellten und die Gesamtbewertung der Immobilie mit Blick auf die kommenden Jahre die Notwendigkeiten noch deutlicher aufgezeigt haben. Deshalb wurde der ursprüngliche Zeitplan deutlich ambitionierter gestaltet. Allen Beteiligten ist klar: Wenn die Bremer Brücke nicht in den nächsten Jahren saniert wird, dann wird das Stadion grundsätzlich nicht mehr für den Spiel- und Veranstaltungsbetrieb nutzbar sein.

„Kein einziges Schul- oder Kita-Gebäude wird durch die Kosten einer Sanierung der Bremer Brücke später oder womöglich sogar gar nicht saniert. Die Stadt Osnabrück investiert nicht in Profifußball, auch nicht in fremde Gebäude, sondern in städtische Infrastruktur. Eine marktübliche Pacht wird zur teilweisen Refinanzierung der Sanierungskosten dienen, der VfL bekommt hier kein Geschenk. Die Bremer Brücke ist marode. Wir können die vorhandenen Schäden nicht einfach mit lila-weißer Farbe bedecken. Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf. Deshalb stellt sich nicht die Frage, ob wir Profifußball in Osnabrück wollen, sondern ob wir generell Fußball in Osnabrück in einem Stadion wollen. Ein Neubau auf der grünen Wiese wäre nicht nur durch den Kaufpreis und die notwendige Erschließung eines Grundstücks deutlich teurer als die Sanierung, es gibt dafür schlichtweg keine geeignete Fläche. Hinzu kommt der Faktor Zeit. Die Bremer Brücke verfügt derzeit aufgrund der baulichen Mängel lediglich über eine vorübergehende Nutzungszulassung“, leitete Oberbürgermeisterin Katharina Pötter die einstündige Debatte im Stadtrat ein, an der sie als Aufsichtsrätin des VfL nicht teilnahm.

Die gemeinsam mit dem VfL Osnabrück erarbeitete und von der Stadtverwaltung eingebrachte Ratsvorlage sah vor, die Planungsleistungen in Höhe von 6,95 Millionen Euro (Leistungsphasen 1 bis 5), jährliche Personalkosten in Höhe von 150.000 Euro und insgesamt 67.7 Millionen Euro (abzüglich der Planungsmittel) bereitzustellen. Der von den Fraktionen Grüne. SPD und Volt eingebrachte Änderungsantrag, auf den nach konstruktiver Debatte die deutliche Mehrheit der Stimmen im Stadtrat ausfiel, sieht 4,4 Millionen Euro Planungskosten für die Leistungsphasen 1 bis 4 vor sowie ebenfalls die jährlichen 150.00 Euro Personalkosten für das Projektmanagement vor, das die weitere Planung organisiert und auch die Drittmittelakquise, zum Beispiel von Land, Bund oder privaten Gelgebern) koordiniert.

Erst wenn die fortgeschriebene Planung und mit Abschluss der Leistungsphase 3 die Kostenberechnung vorgestellt werden, wird der Rat der Stadt Osnabrück über die weitere Bereitstellung von Finanzmitteln entscheiden, sofern die beihilferechtliche Zulässigkeit festgestellt wird. Der Gesamtprozess soll von einem eingesetzten Projektbeirat begleitet werden, der sich unter anderem auch aus Anwohnern des Stadtteils Schinkel, Fans sowie politischen Vertreterinnen und Vertretern zusammensetzt.

„Das heutige positive Votum zur Ratsvorlage inklusive der Änderungen ist für den VfL Osnabrück ein Meilenstein und dokumentiert, dass wir in den letzten Wochen und Monaten gemeinsam in der Projektgruppe mit der Stadtverwaltung große Schritte gegangen sind und bereits viele Fragen lösen konnten. Der mit deutlicher Mehrheit gefasste Ratsbeschluss ist fundamental für den Erhalt der Bremer Brücke als Fußballstandort in Osnabrück und für den VfL Osnabrück im Jahr seines 125-jährigen Bestehens wichtige Botschaft für die Zukunftsfähigkeit von Brücke und VfL als Leuchtturm von Stadt, Landkreis und Region. Auch wenn die heutige Entscheidung nicht bedeutet, dass die Bremer Brücke auf Basis der bisherigen Planungen definitiv saniert wird und wir noch viel Arbeit vor uns haben: Mit der heutigen Entscheidung hat die Politik den Grundstein gelegt und die Richtung vorgegeben, die Überlegungen weiter voranzutreiben und so zu konkretisieren, das im nächsten Schritt über die Investition in die tatsächliche Sanierung der Bremer Brücke entschieden werden kann. Die Arbeit für das Planungsteam von Stadtverwaltung und VfL darf weitergehen. Darüber sind wir sehr froh, gehen mit diesem Auftrag aber auch weiter verantwortungsvoll um“, sagt Dr. Michael Welling, kaufmännischer Geschäftsführer des VfL Osnabrück.

„Die Politik hat sich mit der heutigen Abstimmung aus unserer Sicht für eine Investition in benötigte Infrastruktur entschieden, um grundsätzlich Profifußball in Osnabrück, für die Menschen in der Stadt und Region als Standortfaktor anbieten zu können. So viel Charme, Kult und Tradition die Bremer Brücke bundesweit versprüht, sie ist grundlegend sanierungsbedürftig – nicht, um den Komfort zu erhöhen, sondern um die Stadionsicherheit zu gewährleisten und eine Spielgenehmigung zu erhalten. Für den VfL ist das ein bedeutender Schritt. Ich bin hoffnungsvoll, dass dieses Jahr nicht nur aufgrund unseres 125-jährigen Vereinsjubiläums einen berechtigten Platz in den Geschichtsbüchern bekommt“, erklärt Holger Elixmann, Präsident und Beiratsvorsitzender der Lila-Weißen.


Text: Sebastian Rüther
Foto: osnapix