Am Sonntagabend trifft der VfL Osnabrück im Sportpark Höhenberg auf den FC Viktoria Köln. Auch die Gastgeber erlebten in den vergangenen Wochen eine Durststrecke und warten seit über einen Monat auf einen Sieg. Am zweiten Advent wollen also beide Teams unbedingt drei Punkte. Der Vorbericht.

Der Gegner
Der FC Viktoria Köln 1904 wurde am 22. Juni 2010 als Nachfolgerverein des damals insolventen SCB Viktoria Köln gegründet. Der Verein, der im Kölner Stadtteil Höhenberg beheimatet ist, trägt seine Heimspiele im Sportpark Höhenberg aus, welcher für 8.343 Zuschauer Platz bietet. Mit Gründung des Vereins übernahm man neben den Jugendmannschaften des Vorgängervereins auch die Seniorenfußballabteilung des FC Junkersdorf. Damit startete man in der ersten Saison der Vereinshistorie 2010/11 in der fünftklassigen NRW-Liga. Fortan förderte der Unternehmer und Mäzen Franz-Josef Wernze den Verein finanziell und sorgte mit seiner Unterstützung auch dafür, dass man direkt in der ersten Saison den Aufstieg in die Regionalliga West feiern konnte. In den nächsten acht Jahren verpasste man immer wieder knapp den Aufstieg in die 3. Liga. Erst 2019 wurde man unter dem damaligen Trainer Jürgen Kohler mit drei Punkten Abstand Meister und konnte damit erstmalig in den deutschen Profifußball aufsteigen. Seitdem spielt man ununterbrochen drittklassig und hatte in keiner Saison bislang etwas mit dem Abstieg zu tun. Nur der TSV 1860 München ist länger in der 3.Liga ansässig.

Im Sommer musste Viktoria einige Leistungsträger ziehen lassen. So verließ beispielsweise Stammtorhüter Ben Voll den Verein und wechselte zum Bundesligaaufsteiger FC St. Pauli. Auch in der Offensive musste man mit David Philipp (TSV 1860 München) und Luca Marseiler (SV Darmstadt 98) zwei schmerzhafte Abgänge verzeichnen. Auf der Gegenseite verpflichtete man acht Neuzugänge. Auf der Torwartposition wurde Eduardo dos Santos Haesler, auch „Dudu“ genannt, ablösefrei von Werder Bremen unter Vertrag genommen. Dort agierte der 25-Jährige zuletzt als dritter Torwart und kam nur sporadisch in der zweiten Mannschaft der Bremer zum Einsatz, die in der vergangenen Saison in der fünftklassigen Bremenliga kickten. Für die Profis lief der Deutsch-Brasilianer dagegen nie auf. Bei seinem neuen Arbeitgeber avancierte „Dudu“ direkt zur Stammkraft und absolvierte in der aktuellen Drittliga-Spielzeit 15 von möglichen 16 Partien. Das Geschwisterpaar Said und Malek El Mala wechselte im Sommer zwar auf dem Papier gemeinsam zum großen Stadtnachbarn 1. FC Köln, wurde jedoch direkt wieder zurück zur Viktoria verliehen, um weiter Spielpraxis zu sammeln.

Toptorschütze der Viktoria ist Serhat-Semih Güler. Der gebürtige Kölner traf in dieser Saison bereits achtmal ins gegnerische Tor und konnte zusätzlich einen weiteren Treffer vorlegen. Dabei absolvierte der Sommerneuzugang (kam vom TSV 1860 München) nur ein Spiel über die volle Distanz und stand in vier Spielen in der Startelf. Denn im vom Trainer Olaf Janßen bevorzugten 4-2-3-1-System bekam in dieser Saison bislang mit Lex-Tyger Tobinger ein Ex-Osnabrücker den Vorzug auf der Mittelstürmerposition. Der 25-Jährige stand bislang in jedem Spiel in der Startelf und konnte das Vertrauen mit sieben Toren und zwei Vorlagen zurückzahlen. Lobinger, der im vergangenen Winter für ein halbes Jahr leihweise für den VfL spielte und dabei 14-mal zum Einsatz kam, wechselte im Sommer vom 1. FC Kaiserslautern nach Köln.

Der bereits angesprochenen Trainer der Kölner Olaf Janßen ist seit Februar 2021 im Verein. Damit ist der 58-Jährige der dienstälteste Chefcoach der 3. Liga. Bereits von Januar bis Juni 2018 stand Janßen als Trainer an der Seitenlinie im Sportpark Höhenberg. Zuvor trainierte er unter anderem den FC St. Pauli, Dynamo Dresden und interimsweise den VfB Stuttgart und Rot-Weiss Essen. Ansonsten war der gebürtige Krefelder bei verschiedenen Stationen auch als Scout oder Co-Trainer tätig. Die größten Erfolge seiner Trainerkarriere sind die vier Landespokalsiege, die er allesamt mit Viktoria Köln feiern konnte. Mit 20 Punkten aus 16 Spielen steht seine Mannschaft aktuell im Mittelfeld der Liga auf dem 13. Platz. Als einziges Team der Liga können die Domstädter ein neutrales Torverhältnis vorweisen (25:25). Das letzte Erfolgserlebnis ist allerdings schon über einen Monat her. Am ersten November gewann man mit 2:0 zu Hause gegen die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart. Daraufhin folgten Niederlagen gegen Arminia Bielefeld (0:2), Energie Cottbus (0:1) und zuletzt gegen Wehen Wiesbaden (1:3). Die Viktoria hat dementsprechend einiges vor, wenn es am Sonntagabend gegen den VfL Osnabrück gehen wird.

Die Ausgangslage
Einer der Schlüsselspieler im Kölner Spiel ist der bereits erwähnte Lex-Tyger Lobinger. Nicht nur wurde kein anderer Spieler von Olaf Janßen so häufig eingesetzt, auch lieferte der Stürmer die meisten Torschüsse (39) und Luftzweikämpfe (126) ab. Außerdem überzeugt Lobinger auch mit seiner Einsatzbereitschaft in Form der Laufdistanz. Insgesamt 168,5 km lief er in dieser Saison in seinen 16 Einsätzen bereits, das ist der Topwert seines Teams.

Enrique Lofolomo, welcher allerdings ebenfalls ein wichtiger Bestandteil im Kölner Spiel ist und im Sommer vom Drittligaabsteiger Hallescher FC nach Köln kam, spielte bereits 886 Pässe und brachte davon 88,8% an seine Mitspieler. In der Offensive sorgt zudem Said El Mala für Furore. Neben seinen vier Toren und zwei Vorlagen überzeugt der 18-Jährige auch durch seine Dribbelstärke. Zu 51 Dribblings setzte der Linksaußen in dieser Saison bereits an, knapp 55% konnte er davon erfolgreich abschließen.

Beim VfL fielen in den vergangenen Spielen zwei Akteure auf, die in ihren Anfangswochen bei den Lila-Weißen zunächst Schwierigkeiten hatten. Nachdem Marcus Müller nach seinem späten Transfer zum VfL Ende August am Anfang oft nur Kurzeinsätze feiern konnte, steht der 22-Jährige seit drei Spielen ununterbrochen in der Startelf. Dabei sticht der Mittelstürmer vor allem durch seine Zweikampfführung hervor. Mit 95 geführten Zweikämpfen in den letzten vier Spielen führt Müller mit großem Abstand die interne Zweikampftabelle der Osnabrücker an. Trotz seiner 1,88 m Körpergröße führte der gebürtige Augsburger 73 davon am Boden. Neben seiner Torvorlage im Spiel gegen Ingolstadt konnte er zudem sechs eigene Torabschlüsse in den letzten vier Spielen vorweisen und lief mit 28,1 km so viel wie kein anderer seines Teams. Ein weiterer Osnabrücker, der nach seiner Ankunft im Sommer zunächst eine schwierige Phase durchmachen musste, ist Bryang Kayo. Nachdem der US-Amerikaner sich im Spiel gegen Dortmund II eine Bänderverletzung zuzog und vier Spiele ausfiel, ist er seit Oktober wieder fester Bestandteil des Teams und seit sieben Spielen stets in der Anfangsformation vertreten. Ein Prunkstück seines Spiels ist seine Sprintfähigkeit. So absolvierte der 22-Jährige in den letzten vier Spielen 62 Sprints. Während die Kölner ihre letzten drei Spiele allesamt verloren haben, konnte der VfL am vergangenen Wochenenden nach den Niederlagen gegen Dynamo Dresden (0:3) und dem FC Ingolstadt (2:4) gegen Alemannia Aachen beim 1:1 zumindest einen Punkt einfahren. Um im Abstiegsplätze Plätze gutzumachen, reichte das Remis jedoch nicht aus, sodass am kommenden Sonntag auch der VfL auf Sieg spielen wird.

Die Bilanz
Erst viermal gab es ein Aufeinandertreffen zwischen dem VfL und Viktoria Köln. Dabei hatten meistens die Lila-Weißen die Überhand in den Duellen. Dreimal konnten die Osnabrücker einen Sieg einfahren, bei einem Remis zwischen den Teams. Das letzte Auswärtsspiel im Sportpark Höhenberg gewann der VfL im Mai 2023 mit 2:0 dank den Toren von Henry Rorig und Robert Tesche. Letzterer trifft besonders gerne gegen den kommenden Gegner. So schoss der 37-Jährige zwei seiner elf Tore für den VfL gegen die Kölner. Gegen keinen anderen Verein traf der Routinier doppelt in Diensten der Osnabrücker.

Das Personal
Bei den Gastgebern fallen mit Donny Bogicevic (Bänderriss), Zoumana Keita (Muskelverletzung), Sidny Lopes Cabral (Muskelverletzung) und Robin Velasco (Aufbautraining nach Syndesmoseriss) vier Spieler verletzungsbedingt aus.

Der VfL muss mit Kapitän Timo Beermann (Rotsperre) nur auf einen Akteur verzichten. Chefcoach Pit Reimers kann damit ansonsten auf den gesamten Kader zurückgreifen, da auch die zuletzt gesperrten Dave Gnaase und Joël Zwarts wieder spielberechtigt sind.

Stimmen zum Spiel
Vor dem Spiel gegen Viktoria Köln richtete VfL-Trainer Reimers seinen Blick auch über das kommende Spiel hinaus und stellte das Ziel bis zum Ende des Jahres klar: „Wir haben die klare Zielsetzung, den Abstand auf die Nicht-Abstiegsplätze zu verkürzen. Und wir wollen damit am Sonntag in Köln anfangen.”

Um diese Zielsetzung zu erfüllen, sind die drei Punkte am Sonntag zwingend notwendig. Reimers erwartet im Sportpark Höhenberg am Sonntag erneut eine kämpferische Leistung seiner Mannschaft und hofft auch auf die nötige Effizienz in den Offensivkationen seiner Jungs. „Beide Mannschaften sind in der Pflicht. Nicht nur wir, sondern auch die Kölner nach den letzten drei Spielen. Es ist eine Mannschaft, die sich auch über Ballbesitz definiert. Für uns wird es sowohl wichtig sein, in allen Phasen gut zu verteidigen, als auch selbst Akzente zu setzen. Zudem müssen wir auch an die Grundtugenden denken, die wir letzte Woche gegen Aachen auf den Platz gebracht haben.“

TV und Liveradio
Der Pay-TV Sender Magentasport überträgt die Partie live ab 19:15 Uhr. Das Liveradio der Lila-Weißen meldet sich wie gewohnt wenige Minuten vor Anpfiff. Ansonsten können VfL-Fans das Spiel ebenso über den Liveticker in der App oder auf der Website, sowie auf der Plattform X verfolgen.


Text: Jendrik Greiwe
Foto: osnapix