Am Samstag erwartet der VfL mit dem 1.FC Saarbrücken eine besonders defensivstarke Mannschaft. Die Lila-Weißen wollen nach dem Remis gegen 1860 München unter der Woche die nächsten Punkte einfahren, um die Abstiegsränge zeitnah verlassen zu können. Der Vorbericht.

Der Gegner
Mit dem 1.FC Saarbrücken erwartet den VfL am Samstagnachmittag ein traditionsreicher Gegner an der Bremer Brücke. So gehörten die Gäste 1963 zu einem von 16 Gründungsmitgliedern der heutigen Bundesliga. Zuvor konnte man 1943 und 1952 jeweils Deutscher-Vizemeister werden und spielte nach dem Krieg sogar kurzzeitig aufgrund der angespannten politischen Lage in der zweiten französischen Liga, in der man zwar außer Wertung spielte, aber nach heutiger Punktereglung sogar Tabellenerster geworden wäre. Nach der Bundesligagründung 1963 folgte jedoch schon nach der ersten Saison der Abstieg als Tabellenletzter in die Zweitklassigkeit. In den darauffolgenden Jahren spielte man über eine zumeist in der zweiten Liga, konnte zwischenzeitlich aber immer wieder in die Bundesliga zurückkehren, sich dort aber nie länger als zwei Jahre halten. Im Jahr 1995 erhielt der Verein aufgrund fehlender Unterlagen keine Lizenz für die 2.Bundesliga und musste deshalb in der drittklassigen Regionalliga antreten. Zwischenzeitlich schaffte man zwar den Sprung zurück in die 2.Liga, konnte sich dort aber nicht festsetzen, sodass 2006 der Abwärtstrend begann, der bis in die Oberliga führte. Nach zwei Aufstiegen hintereinander gelang allerdings die direkte Rückkehr in die Drittklassigkeit. Im Anschluss an den erneuten Abstieg 2014 dauerte es sechs Jahre, bis man unter Trainer Lukas Kwasniok den Aufstieg und die Rückkehr in die Drittklassigkeit feierte. Seitdem ist der Verein aus der Landeshauptstadt Saarlands durchgängig in der 3.Liga ansässig und konnte bisher jede Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz abschließen

Cheftrainer der Saarbrücker ist Rüdiger Ziehl. Der 46-Jährige war als Spieler unter anderem beim 1.FC Kaiserslautern und dem VfL Wolfsburg II tätig und machte bei Letzteren direkt nach seiner aktiven Spielerkarriere seine ersten Erfahrungen im Trainerbereich. Nachdem er zunächst als Co-Trainer anfing, übernahm er 2016 den Cheftrainerposten der Zweitverwertung vom VfL Wolfsburg und führte diese 2019 zur Meisterschaft in der Regionalliga Nord. Im September 2022 trat der in Zweibrücken geborene Ziehl erst das Amt des Managers beim FCS an. Einen Monat später übernahm dieser dann erst interimsweise und dann auch fest das Traineramt der Saarbrücker. Seitdem ist Ziehl in Doppelfunktion tätig. In seinen ersten beiden Saisons führte er seine Mannschaft zweimal bis auf den fünften Platz und scheiterte somit nur knapp am Aufstieg in die 2.Bundesliga. Nationale Aufmerksamkeit erreichte Ziehl mit seiner Mannschaft im letzten Jahr vor allem durch den Erfolg im DFB-Pokal, wo man mit Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach gleich drei Bundesligisten schlagen konnte und das Halbfinale des Wettbewerbs erreichte. Dort verlor man jedoch ausgerechnet gegen den Erzrivalen vom 1.FC Kaiserslautern mit 0:2 und schied aus.

Kapitän der Saarbrücker ist Manuel Zeitz. Der 34-Jährige ist schon seit acht Jahren im Verein und hat bereits 390 Pflichtspieleinsätze für die Blau-Schwarzen gesammelt. Damit ist Zeitz, der schon in der Jugend für Saarbrücken auflief, mit klarem Abstand der Rekordspieler der Saarländer. Mit 51 Toren ist der Innenverteidiger zudem auf Platz acht der ewigen Torschützenliste des Vereins. In der Offensive sind Tim Civeja und Kai Brünker die Schlüsselspieler des Teams. Beide Akteure haben in dieser Spielzeit bereits drei Treffer erzielen können. Bester Vorlagengeber der Saarbrücker ist der 23-Jährige Rechtsaußen Simon Stehle. Der in Spanien geborene Deutsch-Kolumbianer konnte bereits fünf Tore vorlegen. Mit Maurice Multhaup befindet sich außerdem ein Ex-Osnabrücker im Kader des FCS. Der 27-Jährige spielte in der Saison 20/21 ein Jahr für die Lila-Weißen und konnte in 29 Partien zwei Tore erzielen, sowie zwei weitere vorlegen. Im Sommer ist Multhaup von Eintracht Braunschweig nach Saarbrücken gekommen, kann bisher jedoch nur vier Kurzeinsätze und 64 Spielminuten vorweisen.

Mit Dave Gnaase befindet sich zudem auch ein Ex-Spieler der Saarländer im aktuellen Kader des VfL. Nach 68 Pflichtspielen im Saarland kam der 27-Jährige im Juli 2023 zu den Lila-Weißen.

Die Ausgangslage
Die Gäste stehen nach elf Spieltagen mit 20 Punkten auf dem vierten Tabellenplatz. Nachdem man am vergangenen Wochenende einen 0:2-Rückstand gegen dem VfB Stuttgart II aufholen konnte und noch 3:2 gewann, fuhr man unter der Woche zu Hause gegen Hansa Rostock einen 2:0-Sieg ein. Insgesamt spielte der FCS und Torhüter Philip Menzel bereits fünfmal zu Null und damit so oft wie kein anderes Team in der 3.Liga. Die Defensive ist also der Grundstein des guten Saisonstarts der Gäste.

In der Offensive traf die Mannschaft von Rüdiger Ziehl mit 15 Treffern genau so oft wie der VfL. Trotz einem vergleichsweisen geringen durchschnittlichen Ballbesitz von 49% kamen die Blau-Schwarzen zu 172 Torschüssen (viertmeiste im Ligavergleich). Ein weiterer Faktor für den Erfolg der Mannschaft ist die gute Zweikampfführung. 52% aller Zweikämpfe gewinnen die Saarbrücker und führen damit die zweitbeste Quote aller Drittligamannschaften. Aber auch der VfL muss sich in dieser Statistik nicht verstecken und konnte 50,9% aller Zweikämpfe bisher für sich entscheiden. Damit steht man auf Platz sechs im Ligavergleich.

Für die Lila-Weißen geht es darum, nach dem Remis beim TSV 1860 München unter der Woche die nächsten Punkte einzufahren, damit man die Abstiegsränge verlassen so schnell wie möglich verlassen kann. Joël Zwarts konnte in München bei seinem Ex-Verein mit seinem Kopfballtreffer sein drittes Saisontor erzielen. Der 25-Jährige schloss diese Saison bereits 29-mal aufs Tor ab und ist somit einer der Zielspieler des VfL im Offensivspiel.

Die Vorlage zum Tor von Zwarts sowie den zweiten Treffer des VfL in München erzielte Chance Simakala. Der 27-Jährige konnte damit seinen sechsten Treffer und seine zweite Vorlage diese Saison feiern. Damit ist die Nummer sieben des VfL einer der besten Scorer der 3.Liga der bisherigen Saison. Und auch gegen den kommenden Gegner sorgt Simakala besonders gerne für Torgefahr. In bisher allen Partien, die er für den VfL gegen Saarbrücken bestritten hat, konnte er entweder selbst treffen oder mindestens ein Tor vorlegen. Diese Serie kann aus Sicht von Cheftrainer Pit Reimers und dem VfL am Samstag gerne fortgeführt werden.

Die Bilanz
Von insgesamt 24 Duellen mit den Saarbrückern konnte der VfL zehn gewinnen und sechsmal ein Unentschieden einfahren. Achtmal musste man sich den Saarländern geschlagen geben. Die letzte Niederlage der Osnabrücker liegt aber bereits 24 Jahre zurück. Im September 2000 verlor man auswärts mit 1:2, nachdem aufgrund von drei Verletzungen schon in der ersten Halbzeit alle Wechselmöglichkeiten ausgeschöpft waren. Den letzten Sieg konnte man im März des vergangenen Jahres feiern, als die Lila-Weißen im Ludwigsparkstadion durch Tore von Erik Engelhardt und Chance Simakala mit 2:1 gewinnen konnten.

Das Personal
Die Gäste müssen einige Ausfälle für die Partie gegen die Lila-Weißen verkraften. Mit Bjarne Thoelke (Knieprobleme), Sven Sonnenberg (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Kapitän Manuel Zeitz (Innenbandriss im Knie) fallen gleich drei Innenverteidiger bei der Mannschaft von Rüdiger Ziehl aus. Zudem muss dieser auch auf Jacopo Sorde (muskuläre Probleme) und den gelbgesperrten Calogero Rizzuto verzichten.

Beim VfL muss Trainer Reimers keine Verletzungsausfälle verzeichnen und kann somit, wie bereits beim Spiel gegen den TSV 1860 München, auf die volle Kaderbreite zurückgreifen.

Stimmen zum Spiel
Wie schon beim Spiel gegen die “Sechziger” musste Pit Reimers seine Mannschaft in kürzester Zeit auf den Brückentag gegen Saarbrücken vorbereiten: „Die Vorbereitung ist vergleichbar mit dem Spiel am Mittwoch. Wir können im Training nicht das volle Tempo gehen, arbeiten aber taktisch mit weniger Intensität. Und dann geht’s vor allem darum, dass wir im Kopf frisch sind und Bock auf dieses Spiel vor unseren Fans haben.“

Für das Spiel am Samstag warnt Reimers seine Mannschaft vor allem vor einer besonderen Stärke des Gegners: „Ich erwarte ein umkämpftes Spiel gegen eine gute Mannschaft, die vor allen Dingen bei Standardsituation zuletzt gefährlich war. Wir wissen um die schwere der Aufgabe, aber tun auch gut daran, in der jetzigen Situation den Fokus bei uns zu haben. Wir haben das Spiel in München aufgearbeitet und wollen daran anknüpfen, gleichzeitig aber auch wieder den nächsten Schritt gehen.“

Rüdiger Ziehl, der Trainer der Gäste sprach in der Pressekonferenz vor dem Spiel über ähnliche Faktoren: „Osnabrück hat einfach gerade eine Phase, wo sie wenig Punkte geholt und entsprechend auch den Trainer schon gewechselt haben. Wir dürfen uns trotzdem nicht an den Tabellenplatz orientieren, sondern müssen sehen, wer spielt und wie sie als Gruppe agieren. Ich denke, dass sie gerade zu Hause an der Bremer Brücke mit den Zuschauern eine Wucht entwickeln wollen und entsprechend liegt es an uns, ob wir das auch zulassen.“

TV und Radio
Der Pay-TV-Sender MagentaSport zeigt das Spiel ab 13:45 Uhr live. Zusätzlich bieten auch die öffentlich-rechtlichen Sender NDR, SR und SWR eine Übertragung an, die jeweils wenige Minuten vor dem Anpfiff beginnt. Das Liveradio der Lila-Weißen ist ebenfalls kurz vor Spielbeginn auf www.vfl.de/liveradio verfügbar.


Text: Jendrik Greiwe
Foto: osnapix