Mit einem neuen Gesicht auf der Trainerbank will der VfL am Wochenende gegen den SV Wehen Wiesbaden den Bock umstoßen. Pit Reimers übernahm am Mittwochmorgen das Traineramt bei den Lila-Weißen und will die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur bringen. Der Vorbericht.
Der Gegner
Am achten Spieltag der laufenden Drittligasaison trifft der VfL auf eine Mannschaft, mit der man zusammen in den letzten zwei Jahren in die zweite Bundesliga auf- und wieder abgestiegen ist. Trainer der Wiesbadener ist Nils Döring. Dieser hatte das Amt es Cheftrainers zunächst interimistisch ab April 2024 nach der Entlassung des damaligen Trainers Markus Kauczinski übernommen. Zuvor war er bereits seit 2021 Co-Trainer der ersten Mannschaft und hatte nach seiner aktiven Karriere als Spieler, welche er bei der zweiten Mannschaft des Vereins beendet hatte, seine ersten Schritte als Trainer im Jugendbereich von Wehen Wiesbaden machen können. Trotz des Abstiegs in die dritte Liga, welcher durch das Unentschieden im Hinspiel (2:2) und die Niederlage im Rückspiel (3:4) in der Relegation gegen Jahn Regensburg zu Stande kam, schenkte man den 44-Jährigen das Vertrauen und beförderte ihn zum Cheftrainer. Das Spiel der Wiesbadener gegen den VfL Osnabrück wird für den Verein das 500. Drittligaspiel der Vereinsgeschichte. Kein anderer Verein hat mehr Spiele in der dritten Liga bestritten. In der ewigen Tabelle der dritten Liga belegt Wiesbaden ebenfalls den ersten Platz mit 737 Punkten. Auf dem zweiten Platz steht der VfL, der in insgesamt 423 Partien 660 Punkte sammeln konnte. Das Spiel am Samstag wird also, wenn es nach der ewigen Tabelle geht, ein echtes Topspiel.
Im Sommer musste der Verein aus der Landeshauptstadt Hessens mit Ivan Prtajin seinen Toptorjäger der vergangenen Saison an Union Berlin ziehen lassen. Der 28-jährige Kroate schoss in 34 Spielen 16 Tore für die Wiesbadener und wurde danach mit einer Ablöse in Höhe von einer Million Euro der zweitteuerste Abgang der Vereinsgeschichte. Einen Ersatz fand man im 24-jährigen Fatih Kaya, der im Sommer vom belgischen Erstligisten VV St. Truiden nach Wiesbaden kam. Der Deutsch-Türke konnte seine Stürmerqualität bereits mit vier Toren in fünf Einsätzen unter Beweis stellen. Seine Karriere begann der gebürtige Gießener in der Jugend von Mainz 05 und setzte diese später beim FC Ingolstadt fort, bevor der Wechsel nach Belgien erfolgte. In der Verteidigung spielt mit Sascha Mockenhaupt der dienstälteste Akteur im Kader der Wiesbadener. Mit 286 Einsätzen ist er zudem auf Platz zwei der Rekordspielerliste des Vereins. Wobei der 33-Jährige nur noch sechs Einsätze benötigt, um der alleinige Rekordspieler vom SV Wehen Wiesbaden zu werden.
Im kommenden Spiel trifft das Team von Pit Reimers auf eine der laufstärksten Mannschaften der Liga. Mit einer Gesamtlaufleistung von 722,2 Kilometern in dieser Saison belegen die Wiesbadener im Ligavergleich den fünften Platz in dieser Kategorie. Trotz dieser hohen Laufbereitschaft sind die Wiesbadener jedoch häufig ohne Ball unterwegs. Mit einem durchschnittlichen Ballbesitz von nur 43,81 % rangieren sie in diesem Bereich auf dem 18. Platz der Liga. Für den VfL ist wohl erneut ein hoher Ballbesitzanteil im Spiel zu erwarten. Im Offensivspiel der Wiesbadener geht es oft über die rechte Seite nach vorne. Mit Rechtsverteidiger Thijmen Goppel steht der Spieler mit den drittmeisten Flanken im laufenden Spiel (Insgesamt 26) im Kader des SVWW.
Auch die Osnabrücker haben in der laufenden Saison in ihrem Offensivspiel viel auf Flanken gesetzt. Dabei ist bei den Lila-Weißen eine höhere Variabilität in der Seitenverlagerung zu erkennen. So kann Linksverteidiger Bastien Conus insgesamt 18 und der zuletzt meist als Rechtsverteidiger eingesetzte Niklas Niehoff 15 Flanken aus dem laufenden Spiel vorweisen. Die Flanken des VfL finden dabei oft einen Mitspieler. Mit einem Erfolgswert von 55,55% kann Bastien Conus die beste Erfolgsquote bei Flanken aus dem Spiel vorweisen. Und auch die Flanken von Niklas Niehoff finden in 40% der Fälle einen Mitspieler, was den drittbesten Wert der Liga (unter Spielern mit mindestens 15 Flanken) entspricht. Aufpassen muss die VfL-Defensive auch auf Offensivmann Ivan-Leon Franjic. Der 27-jährige kam im Sommer von den Würzburger Kickers nach Wiesbaden und setzte zu den meisten Dribblings (15) in der laufenden Saison an. Zudem konnte er bereits drei Scorerpunkte sammeln.
Die Ausgangslage
Während der VfL am Dienstagabend eine 2:5-Niederlage gegen den FC Energie Cottbus hinnehmen musste, haben auch die Wiesbadener auswärts beim Tabellenzweiten Erzgebirge Aue mit 1:2 verloren. Nachdem man in den ersten fünf Spieltagen mit drei Siegen und zwei Unentschieden ungeschlagen blieb, verlor der SVWW nun das zweite Mal in Folge. Mit aktuell elf Punkten steht der Verein auf dem siebten Platz. Damit ist Wiesbaden unter den Mitabsteigern Rostock und Osnabrück am besten in die Saison gestartet.
Der VfL musste nach der Entlassung von Uwe Koschinat am Dienstagabend eine weitere Niederlage gegen den Aufsteiger Energie Cottbus hinnehmen. Das Spiel, bei dem die beiden Co-Trainer Tim Danneberg und Maniyel Nergiz an der Seitenlinie standen, ging aus Sicht des VfL mit 2:5 verloren. Am Mittwochmittag stellte dann der Geschäftsführer Sport, Philipp Kaufmann, mit Pit Reimers einen neuen Cheftrainer vor. Der gebürtige Hamburger hatte in der letzten Saison die Zweitvertretung vom Hamburger SV zu einem beachtlichen zweiten Platz in der Regionalliga Nord geführt und war seit Sommer dieses Jahres auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Diese hat er nun mit dem VfL Osnabrück gefunden und möchte die Mannschaft nach dem enttäuschenden Saisonstart zurück in die Erfolgsspur bringen.
Die Bilanz
In insgesamt 30 Spielen konnte der VfL neunmal gewinnen und musste sich fünfzehnmal geschlagen geben. In sechs Partien konnte kein Sieger festgestellt werden und die Partien endeten mit einem Remis. In der vergangenen Zweitligasaison musste sich der VfL zu Hause mit 0:2 geschlagen geben, konnte aber in der Rückrunde bei den Wiesbadenern einen 1:0-Auswärtssieg einfahren.
Das Personal
Bei den Gastgebern fällt Ersatztorwart Mohammed Amsif mit Knieproblemen auf unbestimmte Zeit aus. Linksverteidiger Nico Rieble steht nach seinem Ausfall unter der Woche auf Grund eines grippalen Infekts wieder zur Verfügung.
Beim VfL fehlt weiterhin Bryang Kayo auf Grund einer Bänderverletzung. Der 22-jährige konnte unter der Woche aber bereits Trainingseinheiten mit dem Ball absolvieren. Mit einer Mandelentzündung wird Niklas Niehoff in Wiesbaden fehlen. Ansonsten stehen Pit Reimers in seinem ersten Spiel alle Spieler zur Verfügung.
Stimmen zum Spiel
Der Wiesbadener Trainer Nils Döring musste auf Grund des Trainerwechsels beim VfL seine Spieltagsvorbereitung umstrukturieren: „Der Trainerwechsel in Osnabrück macht unsere Vorbereitung nicht einfacher. Wir haben klare Muster in ihrem Spiel beobachtet, ein neuer Trainer hat aber andere Ideen. Wir wissen um die Qualität und die Art der Spieler, die auf uns zukommt. Darauf bereiten wir uns vor.“
Nach zuletzt zwei Niederlagen wollen die Wiesbadener wieder in die Erfolgsspur finden. Ein ausgesuchtes Mittel dafür hat Döring in dem Herausholen von Standards ausgemacht. „Wir müssen im letzten Drittel öfter den Abschluss suchen und noch mehr Standards herausholen. Wenn wir cleverer agieren, stellen wir den Gegner vor Aufgaben. Wir hatten in den letzten beiden Spielen eine gute Kontrolle mit dem Ball und haben defensiv wenig zugelassen. Die Spiele werden aber in der Box entschieden. Dort müssen wir zielstrebig agieren und auch die Tiefe belaufen.“
Der neue Chefcoach des VfL, Pit Reimers, hatte nach seiner Vorstellung am Mittwoch nur wenige Tage und Trainingseinheiten Zeit, um seine neue Mannschaft auf das Spiel in Wiesbaden vorzubereiten. Dabei ging es dem 40-Jährigen vor allem um die Priorisierung von einzelnen Dingen, die schon am Samstag umgesetzt werden sollen. „In der Kürze der Zeit geht es vor allem um Priorisierung. Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren und einen klaren Fokus auf einige wenige, aber entscheidende Punkte legen.“
Trotz des Punktetiefs der Gastgeber in den letzten beiden Spielen sieht Reimers in Wiesbaden einen starken Gegner, der vor allem auf den Offensivaußenbahnen gefährlich werden kann. „Wiesbaden ist super in die Saison gestartet. Die beiden letzten Spiele haben sie zwar nicht gewonnen, aber wenn man sich die Spiele genauer anguckt, dann hätte das auch durchaus anders aussehen können. Es ist eine extrem offensivorientierte Mannschaft, gerade mit den beiden Schienenspielern, die immer wieder Dampf nach vorne machen. Sie haben eine intensive Spielweise, darauf sind wir eingestellt und wir freuen uns drauf.“
TV und Radio
Der Pay-TV-Sender MagentaSport überträgt die Partie ab 13:45 live im Einzelspiel, sowie in der Konferenz. Das Liveradio der Lila-Weißen meldet sich kurz vor Anpfiff unter www.vfl.de/liveradio.