Am Sonntag steht für Pit Reimers das erste Heimspiel an der Bremer Brücke als Cheftrainer des VfL an. Mit der Zweitvertretung des VfB Stuttgart erwartet den Lila-Weißen eine der passstärksten Mannschaften der Liga. Der Vorbericht.

Der Gegner
Nachdem der VfL in der laufenden Saison bereits gegen die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und Hannover 96 gespielt hat, wartet am kommenden Sonntag mit dem VfB Stuttgart II die dritte und damit letzte verbliebene zweite Mannschaft aus der dritten Liga. In einer Saison, in der lange die Konkurrenten von den Stuttgarter Kickers an der Tabellenspitze standen, konnte die Mannschaft von Trainer Markus Fiedler am Ende der vergangenen Saison, mit nur zwei Punkten Vorsprung, die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und den damit verbundenen Aufstieg in die dritte Liga feiern. Der in einem Vorort von Stuttgart geborene Markus Fiedler ist seit 2020 beim VfB und hatte zuvor bei der TSG Hoffenheim und beim SGBV Freiburg im Jugendbereich seine Trainerkarriere gestartet. Seit letzter Saison ist der 38-jährige Trainer der zweiten Mannschaft und konnte diese direkt zum Erfolg führen.

Der Verein, der für seine hervorragende Jugendarbeit bekannt ist und bei dem unter anderem spätere Nationalspieler wie Bernd Leno, Sami Khedira oder Antonio Rüdiger ihre ersten Schritte im Profibereich gemacht haben, ist auch in diesem Jahr mit vielversprechenden jungen Talenten ausgestattet. Mit einem Durchschnittsalter von 20,6 Jahren schickt der VfB den jüngsten Kader der Liga in die laufende Saison. Spieler wie Benjamin Boakye (19 Jahre) und Jarzinho Malanga (18 Jahre) gehören zum Stammpersonal der Mannschaft und konnten beide bereits jeweils zwei Treffer verbuchen. Boakye gehört zudem zu den dribbelstärksten Spielern der dritten Liga und ist der Spieler, der in der dieser Saison die meisten Zweikämpfe (210) geführt hat. Kapitän der Stuttgarter ist der 29-Jährige Dominik Nothnagel. Der gebürtige Stuttgarter spielte schon in der Jugend für den VfB und ist 2021 nach Stationen bei Borussia Dortmund, den Würzburger Kickers, Wehen Wiesbaden und dem FSV Frankfurt nach Stuttgart zurückgekehrt. Nothnagel ist der Spieler, der die meisten Pässe in der Liga gespielt hat (594). Insgesamt ist der VfB eine sehr passintensive Mannschaft und spielte in ihren bisher acht Saisonspielen die drittmeisten Pässe im Ligavergleich. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Stuttgarter trotz der hohen Anzahl an gespielten Pässen die zweiterfolgreichste Passquote (84,28%) vorweisen können.

Dominik Nothnagel, der in der Innenverteidigung spielt, hat im Spiel gegen den TSV 1860 München, aber auch schon seinen Torriecher präsentiert. Sein Tor aus rund 60 Metern Entfernung wurde jüngst zum Tor des Monats August von der Sportschau gekürt. Ansonsten zählen die beiden Mittelstürmer Wahid Faghir und Thomas Kastanaras mit jeweils drei und zwei Toren zu den Toptorschützen des VfB. Im Sommer begrüßten die Schwaben insgesamt sieben externe Neuzugänge. Zehn Akteure sind aus der U19 in den Kader des Drittligisten hochgezogen worden. Die U19 der Schwaben wurde in der vergangenen Saison Dritter in der A-Junioren Bundesliga Süd/ Südwest.

Die Ausgangslage
Die Stuttgarter, die meist in einem 3-4-3, zuletzt aber auch mit einem 4-2-3-1 agiert haben spielen bis jetzt eine Saison, die den Erwartungen vollends entspricht. Mit drei Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen ist die bisherige Bilanz in der Liga komplett ausgeglichen. Mit dementsprechend elf Punkten steht man als Aufsteiger auf dem zehnten Tabellenplatz. Nach einem überzeugenden 3:0-Heimsieg gegen Arminia Bielefeld folgte am vergangenen Wochenende eine 1:3-Niederlage bei der Zweitvertretung von Hannover 96. Der VfL musste zuletzt drei Niederlagen in Folge hinnehmen. Während man auswärts in Mannheim und beim SV Wehen Wiesbaden zwei späte Niederlagen einstecken musste, war die Niederlage im letzten Heimspiel gegen Energie Cottbus mit einem Endergebnis von 2:5 deutlich.

Nachdem der neue Chefcoach des VfL, Pit Reimers, nach seiner Vorstellung in der vergangenen Woche nur eine Trainingseinheit mit der kompletten Mannschaft hatte, konnte der 40-Jährige in der Vorbereitung, für das Spiel gegen den VfB, die komplette Woche nutzen. Dabei hat Reimers sicherlich auch die Chancenverwertung der Lila-Weißen angesprochen. Aus insgesamt 123 Torschüssen konnte der VfL elf Tore erzielen. Beim Gegner herrscht in dieser Statistik eine bessere Ausbeute. Aus insgesamt nur 73 Torschüssen und damit den zweitwenigsten der Liga, konnte der VfB dreizehn Tore erzielen.

Die Außenverteidiger des VfL müssen sich zudem auf viele Sprintduelle einstellen. Die beiden Außenbahnspieler Jarzinho Malanga und Benjamin Boakye gehören nämlich mit jeweils 211 und 192 absolvierten Sprints zu den sprintstärksten Spielern der Liga.

Die Bilanz
Von insgesamt zwölf Begegnungen konnte der VfL sechs für sich entscheiden. Zwei Partien endeten unentschieden, während viermal eine Niederlage gegen die Zweitvertretung vom VfB Stuttgart hingenommen werden musste. Alle Duelle fanden dabei in der dritten Liga statt. Die letzte Niederlage des VfL ist dabei schon fast elf Jahre her: Am ersten November 2013 verlor man auswärts mit 2:1 bei den Stuttgartern.

Das Personal
Beim VfB herrschen momentan große Verletzungssorgen, vor allem in der Defensive. Mit Michael Glück (Wadenverletzung), Maximilian Herwerth (Oberschenkelverletzung), Kaden Amaniampongie (Knieverletzung), Paulo Fritschi, Peter Reinhardt und Semih Kara (Trainingsrückstand) fallen gleich sechs Verteidiger für die Partie gegen den VfL aus.

Beim VfL ist definitiv Verteidiger Lion Semic nicht dabei. Der 21-Jährige sah im vergangenen Spiel in der Schlussphase eine gelb-rote Karte und muss dementsprechend ein Spiel aussetzen. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Bastien Conus. Der Linksverteidiger fiel unter der Woche auf Grund eines Infekts aus. Ob der 26-Jährige Teil des Kaders sein kann, wird sich erst kurzfristig entscheiden können.

Stimmen zum Spiel

VfL-Trainer Pit Reimers äußerte sich mit Blick auf sein Heimspieldebüt gegen den VfB Stuttgart II wie folgt: „Ich habe eine Mannschaft in dieser Woche erlebt, die wirklich richtig gut trainiert hat und es auch beweisen möchte, dass sie es besser kann. Wir sind gut vorbereitet auf den VfB, wollen den Fokus aber vor allem auf uns legen.“

TV und Radio

Der Pay-TV-Sender MagentaSport überträgt die Partie ab 19:15 live. Das Liveradio der Lila-Weißen meldet sich kurz vor Anpfiff unter www.vfl.de/liveradio.


Text: Jendrik Greiwe
Foto: osnapix