Das Niedersachsenduell zwischen Eintracht Braunschweig und dem VfL Osnabrück ist auch ohne besondere Umstände ein absolutes Highlight. Im Abstiegskampf der 2. Bundesliga kommt aber zweifellos eine gehörige Portion Brisanz hinzu. Vor der mit Spannung erwarteten Partie, die am Samstag um 13:00 Uhr an der Bremer Brücke angepfiffen wird, werfen wir einen Blick auf die Situation bei unseren Gästen.

Jens Härtel blieb in den wenigen Wochen, die er an der Braunschweiger Seitenlinie Regie führte, weitgehend erfolglos und auch Interimscoach Marc Pfitzner konnte das Blatt nicht wenden. Nach dem 12. Spieltag hatte die Eintracht gerade einmal fünf Punkte auf dem Konto. Der neue Cheftrainer Daniel Scherning, der 2021/22 noch die Lila-Weißen gecoacht hatte, feierte dagegen einen Einstand nach Maß. Dem dramatischen 3:2-Erfolg gegen seinen Ex-Verein folgten sieben weitere Siege, insgesamt holten die Löwen unter Schernings Regie 26 Zähler.

„Abhaken und weitermachen!“

Trotzdem ist der Klassenerhalt noch nicht in trockenen Tüchern. Die schwache Torausbeute (30), die nur von Osnabrück und Rostock unterboten wird, verhinderte bis dato einen geruhsamen Saisonausklang. Selbst Fabio Kaufmann (6) und Rayan Philippe (5), die besten Torschützen der Löwen, kamen zusammen nur auf elf Treffer. Außerdem gelang es der Eintracht kaum, bei negativem Spielverlauf wenigstens einen Punkt über die Ziellinie zu retten. In 29 Spielen verbuchte die Mannschaft gerade einmal vier Unentschieden – so selten teilten ansonsten nur Rostock und Spitzenreiter Holstein Kiel die Punkte.

Auf der anderen Seite gelang es den Schützlingen von Daniel Scherning, immer wieder zurückzukommen und gerade auswärts überraschende Punktgewinne zu erzielen. 2024 siegte die Eintracht in Kiel und Paderborn und war anschließend so motiviert, dass auch bei den Heimspielen gegen Magdeburg und Elversberg Dreier eingefahren wurden. Kuriosität am Rande: Schernings Team setzt lieber auf schnelles Umschalten, denn auf Ballbesitz. Selbst beim 5:0-Erfolg gegen Mitaufsteiger Elversberg hatten die Gäste aus dem Saarland das Spielgerät häufiger in ihren Reihen (gut 60%).

Routinier Robin Krauße wollte denn auch nach dem 0:2 im letzten Auswärtsspiel in Düsseldorf eigentlich nur das Positive sehen: „Abhaken und weitermachen! Die Stimmung von unseren Fans war wieder großartig. Es ist unglaublich, was wir in diesem Jahr für einen Support erfahren und wie die Leute hinter uns stehen.“ Das war auf beim jüngsten 0:0 im hitzigen Niedersachsenderby gegen Hannover 96 so.

Taktisches

Daniel Scherning agiert in Braunschweig vorzugsweise mit Dreierkette und einem Dreier-Mittelfeld. Etwas offensiver waren gegen Hannover Helgason und Kaufmann aufgestellt. Ganz vorne könnten am Samstag Krüger oder Gomez und Philippe auf Torejagd gehen.

Lila-Weiß gegen Blau-Gelb

Aus den rund 80 Niedersachsen-Duellen seit der Oberliga-Saison 1947/48 greifen wir die Begegnungen in der 2. Bundesliga heraus. Beginnend mit dem 2:1-Heimsieg des VfL am 7. Oktober 1980 kam es im Fußball-Unterhaus zu 21 Begegnungen. Sieben davon gewann der VfL, zehn gingen an die Eintracht. Vier Partien endeten unentschieden.


Text: Thorsten Stegemann

Foto: osnapix