Am ersten November-Wochenende (Samstag, 13:00 Uhr) steht das nächste Heimspiel auf dem Programm der Lila-Weißen. Zu Gast ist Holstein Kiel – es kommt damit zum 95. Pflichtspiel gegen die Störche seit 1947. Wir schauen auf die aktuelle Situation bei unseren Gästen.

Wann spielt der erste Verein aus Schleswig-Holstein in der 1. Fußball-Bundesliga? Vielleicht ja 2024, denn die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 scheint derzeit einen neuen Anlauf zu nehmen. 2018 und 2021 scheiterten die Störche in der Relegation am VfL Wolfsburg und am 1. FC Köln, diesmal könnte es aber auf direktem Weg in die Beletage gehen. Neben dem Hamburger SV, dem FC St. Pauli und Hannover 96 zählt Holstein Kiel zu den vier norddeutschen Spitzenklubs in der TOP 5 der 2. Bundesliga.

Wertvoller Nachwuchs

Mit einem Durchschnittsalter von 24,8 Jahren gehört Kiels Kader außerdem zu den fünf jüngsten im Fußball-Unterhaus – und einige Youngster sind derzeit die entscheidenden Leistungsträger und Erfolgsgaranten. Das gilt vor allem für den seit wenigen Tagen 19-jährigen Linksverteidiger Tom Rothe, der im Sommer von Borussia Dortmund ausgeliehen wurde, bei allen elf Ligaspielen mit von der Partie war und neben zwei eigenen Toren noch vier weitere vorbereitete. Bei „transfermarkt.de“ stieg sein Marktwert innerhalb kurzer Zeit von 3,5 auf nunmehr 5 Millionen Euro.

Steil bergauf ging es in charttechnischer und sportlicher Hinsicht auch für den 20-jährigen Colin Kleine-Bekel, der 2022 ebenfalls aus Dortmund an die Förde kam. Der Innenverteidiger absolvierte in der vergangenen Saison einen Zweitliga-Einsatz, kickte ansonsten aber in der Regionalliga. Nun hat er bereits 10 Spiele im Fußball-Unterhaus hinter sich. Sein Marktwert lag im Juni noch bei 150.000 Euro – aktuell wird er von „transfermarkt.de“ auf eine runde Million beziffert.

„Wir haben gekämpft wie Löwen“

Spielerisch konnte Kiel oft überzeugen, doch in kämpferischer Hinsicht gab es mitunter Defizite. Das scheint in dieser Saison anders zu sein. Die Störche setzten sich vor allem auf fremden Plätzen immer wieder energisch in Szene und stellen mit vier Siegen bei nur einer Niederlage derzeit das beste Auswärtsteam der 2. Bundesliga. Und Rückstände – wie die zwischenzeitliche Führung der Gastgeber beim 3:1-Sieg in Rostock – scheinen das Team von Marcel Rapp nur zusätzlich zu motivieren. „Generell haben wir schon öfter gezeigt, dass wir zurückkommen können, aber heute haben wir es in Perfektion gemacht. Wir haben gekämpft wie Löwen“, befand Innenverteidiger Timo Becker nach dem Abpfiff in Rostock. Am letzten Sonntag klappte das allerdings nicht. Nürnberg erhöhte seine 1:0-Führung im Holstein-Stadion auf 2:0 und ging schließlich auch als Sieger vom Platz.

Taktisches

Marcel Rapp hat eine Vorliebe für das 3-4-1-2-System, operiert aber immer wieder mit taktischen Varianten, die auch während eines Spiels entwickelt und verändert werden können. Eine Analyse des NDR, der Ende September Daten des „Global Soccer Network“ auswertete, ergab Spitzenwerte für das außergewöhnlich hohe Spieltempo der „Störche“. Sie stellten das beste Team der Liga, was die Anzahl der Pässe pro Minute Ballbesitz anging, außerdem wurden pro Partie 219,20 Sprints und 674,60 intensive Läufe gemessen. Ziel des läuferischen Aufwands sind gute Abschlusspositionen, die auch überdurchschnittlich oft erreicht werden.

Lila-Weiß gegen Blau-Weiß Rot

Sieben Pflichtspiele in Folge konnten die Lila-Weißen gegen Holstein Kiel gewinnen, ehe die Störche beim letzten Aufeinandertreffen im April 2021 einen 3:1-Auswärtssieg feierten. Wie das Duell, das zu den Dauerbrennern im deutschen Fußball gehört, diesmal ausgeht, erfahren wir am Samstagmittag. Dann wird sich auch herausstellen, ob es ein Wiedersehen mit dem im Sommer von Osnabrück nach Kiel gewechselten Ba-Muaka Simakala gibt …


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Osnapix