Nach einer langen Durststrecke kehrte Rot-Weiss Essen im Mai 2022 zurück in den Profifußball. An den ersten sechs Spieltagen musste das Team von Christoph Dabrowski oft Lehrgeld zahlen, doch am vergangenen Freitag gelang gegen Zweitliga-Absteiger Aue endlich der erste Saisonsieg. Vor dem Gastspiel an der Bremer Brücke (9. September, 19.00 Uhr) nehmen wir den kommenden Gegner unter die Lupe.
Nach dem 2:1 gegen Aue war die Erleichterung an der Hafenstraße groß. Christoph Dabrowski freute sich vor allem über das kompakte, leidenschaftliche Auftreten seiner Mannschaft. „Die Basis war das Verteidigungsverhalten und die Energie, die wir auf den Platz bringen konnten“, meinte der Cheftrainer.
Gegentore
Kein Drittliga-Team kassierte an den ersten sieben Spieltagen so viele Gegentore wie Rot-Weiss Essen – 9 von 16 fielen allerdings bei den hohen Niederlagen gegen Elversberg (1:5) und Köln (1:4) an den Spieltagen 1 und 3. Seitdem präsentiert sich die Defensive deutlich stabiler, auch wenn bei Stammkeeper Jakob Golz und dem gegen Bayreuth zum Einsatz gekommenen Felix Wienand in dieser Saison noch nie die Null stand.
Neue Gesichter und ein Routinier
Dass RWE einige Zeit brauchte, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, ist sicher auch dem vergleichsweise umfangreichen Kaderumbau geschuldet. 28 Spieler kamen oder gingen – unter den Neuverpflichtungen sind nur Clemens Fandrich (Aue), Ron Berlinski (Verl) und Andreas Wiegel (Dynamo Berlin) älter als 25 Jahre. Sie treffen auf einige hoffnungsvolle Talente wie den vor wenigen Tagen von Hertha BSC ausgeliehenen Stürmer Luca Wollschläger.
Aufstiegshelden sind freilich auch geblieben, allen voran Simon Engelmann, der im Alter von 33 Jahren nun seine ersten Drittligaeinsätze absolviert. 2020/21erzielte er sagenhafte 29 Tore für Rot-Weißen (9 Assists), in der vergangenen Spielzeit waren es noch stolze 24 (4 Assists). In der neuen Liga knüpfte Engelmann nahtlos an alte Leistungen an – auf dem Konto des Routiniers stehen bereits 5 Scorerpunkte (3 Tore, 2 Assists).
Taktisches
Dem Modell Viererkette scheint Christoph Dabrowski aktuell nicht mehr zu vertrauen, die Dreierreihe und ihre Vorderleute sind aber so postiert, dass die RWE-Abwehr im Bedarfsfall schnell verstärkt werden kann. Insgesamt präsentierte sich das Team taktisch variabel, gelegentlich aber auch sehr risikofreudig.
Im Strafraum der Lila-Weißen könnte neben Engelmann Linksaußen Lawrence Ennali für Unruhe sorgen. Der 20-Jährige konnte sich bei Hannover 96 noch nicht durchsetzen, wurde daraufhin an die Hafenstraße ausgeliehen und hinterlässt hier bisher einen guten Eindruck.
Lila-Weiß gegen Rot-Weiß
Seit den frühen 1950er Jahren verzeichnet die Statistik mehr als drei Dutzend, oft hochgradig spannende Duelle. Zuletzt traf man sich von 2001 bis 2006 in der alten Regionalliga Nord, wo Essen und Osnabrück je zwei Spiele gewinnen konnten und zwei weitere unentschieden endeten.
Text: Thorsten Stegemann
Bild: Rot-Weiss Essen