Das letzte Liga-Heimspiel liegt schon fast 34 Jahre zurück. Doch am kommenden Dienstag (Anstoß: 18:30 Uhr) ist es endlich einmal wieder soweit: Der VfL Osnabrück empfängt den FC Schalke 04. Vor dem Spiel haben wir uns beim Gast aus Gelsenkirchen ein wenig umgeschaut.
Auch wenn die Glanzzeiten der Königsblauen schon einige Zeit zurückzuliegen scheinen, ist es gerade einmal sechs Jahre her, dass der FC Schalke 04 mit acht Punkten Vorsprung auf Hoffenheim, Dortmund und Leverkusen deutscher Vizemeister wurde und sich locker für die Champions League qualifizierte. Übungsleiter war der heutige belgische Nationaltrainer Domenico Tedesco.
Doch schon in der Folgesaison 2018/19 ging es steil bergab. Am Ende stand nur Platz 14 zu Buche, ein Jahr später war es Rang 12, ehe man am Ende einer katastrophalen Spielzeit mit gerade einmal 16 Punkten den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. Dem sofortigen Wiederaufstieg folgte der erneute Abstieg, der im Verein auf allen Ebenen tiefe Spuren hinterließ.
Dass der siebenfache Meister und fünffache Pokalsieger auch in Liga 2 bis kurz vor Saisonende um den Klassenerhalt kämpfen würde, war trotzdem nicht zu erwarten. Dem Kader, der mit jungen Talenten und reichlich Routiniers in die Spielzeit startete, trauten viele Beobachter erneut die direkte Rückkehr in die Beletage zu. Und auch die Knappen selbst gaben sich siegessicher. „Für uns zählen ganz klar die ersten beiden Plätze“, meinte Stürmer Simon Terrode, der als bester Torschütze der 2. Bundesliga, 172 Mal im Fußball-Unterhaus getroffen hatte.
Doch 2023/24 kamen nur fünf Tore dazu, und auch die meisten anderen Offensivkräfte blieben deutlich unter den Erwartungen. Für die große Ausnahme sorgte der in Stuttgart geborene türkische Nationalspieler Kenan Karaman, der elf Mal ins Schwarze traf und neun weitere Tore vorbereite. Der 30-Jährige, der noch auf einen Anruf von Nationaltrainer Vincenzo Montella hofft, um bei der EM in Deutschland dabei sein zu können, rettete damit die Gesamtbilanz vor dem gegnerischen Tor. Doch vor dem eigenen hagelte es einen Rückschlag nach dem nächsten. Mit 57 Gegentreffern erwies sich die Schalker Abwehr als eine der anfälligsten der Liga. Nur der VfL und Kaiserslautern ließen noch mehr Gegentore zu.
Unter diesen Umständen steht der Traditionsverein aus Gelsenkirchen, unabhängig vom Ausgang dieser Saison, einmal mehr vor einem Neuanfang. Im Kader dürfte es einige Veränderungen geben und möglicherweise muss man sich auch für den laut Medienberichten vom FC Brügge umworbenen Cheftrainer Karel Geraerts eine Alternative überlegen.
Taktisches
Geraerts galt lange als Freund der Dreierkette, wechselte aber Anfang März beim 3:1-Heimsieg gegen St. Pauli überraschend auf eine Viererformation und ein aggressives 1:1-Pressing. In der Veltins-Arena zahlte sich die Taktik des Trainers zuletzt aber ohnehin immer wieder aus: Schalke holte 15 von 21 möglichen Zählern aus den letzten sieben Heimspielen. Auswärts läuft dagegen selten etwas zusammen. Bis dato konnten die Königsblauen nur in Nürnberg und Rostock gewinnen.
Lila-Weiß gegen Blau-Weiß
Die alles in allem überschaubare Matchbilanz sieht deutlich enger aus, als vielleicht vermutet werden könnte. Von den elf bisherigen Duellen in der 2. Bundesliga gewann der VfL vier und Schalke fünf. Zwei Spiele endeten unentschieden.
Text: Thorsten Stegemann
Foto: Philip Dauwe