Kein Derby im eigentlichen Sinn, aber doch ein Nachbarschaftsduell mit besonderer Brisanz erwartet die Lila-Weißen beim ersten Heimspiel im Fußballjahr 2024. Vor dem Besuch des SC Paderborn (Samstag, 13:00 Uhr) schauen wir auf den Stand der Dinge bei den Ostwestfalen.

Der VfL braucht jeden Zähler für den Klassenerhalt, dem SCP hilft jeder Punkt, um im zweiten Saisonteil noch einmal oben anzugreifen. Mit 27 Punkten gehörte das Team von Lukas Kwasniok, der seinen Vertrag im November bis 2025 verlängerte, in der Hinrunde zu den Verfolgern des norddeutschen Spitzentrios. Diese Zwischenbilanz lässt den Ostwestfalen noch alle Möglichkeiten, allerdings muss die Defensive in den nächsten Wochen und Monaten deutlich stabiler auftreten. 28 Gegentore in 17 Spielen (und seit 0:1 am dem letzten Sonntag gegen Fürth: 29 in 18 Spielen) – das ist die mit Abstand schwächste Defensivleistung unter den TOP 6 der 2. Bundesliga.

Auf der anderen Seite stehen allerdings auch 28 eigene Treffer zu Buche. Sieben und damit die meisten von ihnen erzielte Mittelfeldspieler Florent Muslija, der spätestens im Sommer – vielleicht aber auch schon deutlich früher – zum SC Freiburg wechseln soll. Muslija bereitete außerdem fünf Tore vor. Der Ex-VfLer Adriano Grimaldi trug sich viermal in die Torschützenliste ein.

„Ich sehe ihn als ´Floating Nine´“

Ernsthafte Konkurrenz könnte den beiden nun der 24-jährige Winter-Neuzugang Koen Kostons vom niederländischen Zweitligisten MVV Maastricht machen. Der Stürmer traf in den ersten 20 Saisonspielen beachtliche neunmal ins Schwarze und zeichnete überdies für fünf Vorlagen verantwortlich. Außerdem verpflichteten die Paderborner in der Pause den erst 19-jährigen Mittelfeldmann Aaron Zehnter vom FC Augsburg.

Lukas Kwasniok hatte während des Trainingslagers im spanischen La Nucía Gelegenheit, beide Neuzugänge neun Tage lang zu beobachten und zeigte sich anschließend sehr zufrieden mit den Verstärkungen: „Aaron blüht hier richtig auf, er hat einen starken linken Fuß und bringt sehr gute Flanken. Ein solcher Typ hat uns im Kader gefehlt. Koen ist ein spielender Stürmer, der auch in den Halbräumen agieren kann. Ich sehe ihn als ´Floating Nine´, so der Cheftrainer nach seiner Rückkehr.

Kostons und Zehnter kamen auch beim überzeugendsten Testspiel des SCP zum Einsatz. 6:1 besiegten die Ostwestfalen Mitte Januar den SC Preußen Münster. Zuvor absolvierte der SCP Leistungsvergleiche mit dem Bundesligisten 1. FC Heidenheim (0:2) und dem belgischen Erstligisten KRC Genk (2:1). Das erste Ligaspiel im neuen Jahr gegen die SpVgg Greuther Fürth endete 0:1.

Taktisches

Auf Seiten der Gäste ist mit einem angriffsfreudigen 3-4-3-System und hoher Laufbereitschaft zu rechnen. Das letzte Auswärtsspiel gewann Paderborn in dieser taktischen Ausrichtung mit 2:1 beim Hamburger SV und legte dabei gut 121 Kilometer zurück – noch zwei mehr als die Hausherren des Volksparkstadions. Fast die Hälfte der Paderborner Flanken erreichte ihre Adressaten, beim HSV waren es nur 11%.

Lila-Weiß gegen Blau-Schwarz

Lässt man Freundschaftsspiele und die aus VfL-Sicht fatale Relegation 2009 außer Betracht, ergibt sich eine fast ausgeglichene Matchhistorie zwischen Osnabrück und Paderborn seit dem ersten Zweitligaduell im Dezember 1982. In sieben Pflichtspielen hatten die Ostwestfalen die Nase vorn, fünfmal ging der VfL als Sieger vom Platz. Sieben Partien fanden keinen Sieger.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Philip Dauwe